PK zum neuen Infektionsschutzgesetz am Mittwoch 24.08.2022 mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach
PK zum neuen Infektionsschutzgesetz am Mittwoch 24.08.2022 mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach Foto: imago / epd/ Christian Ditsch

Die Lage in Deutschland wird zusehens schwieriger, unter anderem aufgrund von einem drohenden Kälte-Winter wegen Gasmangel und steigenden Preisen in jeglichen Lebensbereichen – da gerät die Corona-Pandemie unbewusst schon fast ein wenig in Vergessenheit.

Gäbe es da nicht Gesundheitsminister Karl Lauterbach, der immer wieder mit mehr oder weniger durchdachten Plänen für eine mögliche Herbst-Welle an die Öffentlichkeit rückt, sich anscheinend aber auch selbst anhand eher wenig belegbarer Berichte, in Panik versetzen lässt.

Panische Twitter-Nachricht

Auf Twitter machte der SPD-Politiker jetzt sehr stark deutlich, dass möglichs bald etwas getan werden müsse in Sachen Therapie von Long Covid-Patienten. Würde das nämlich nicht zeitnah passieren, könnten viele Menschen möglicherweise an einer gefährlichen Gehirnentzündung erkranken. Diese Information zieht Deutschlands Gesundheitsminister offenbar aus einem Artikel der „Washington Post“.

Der Artikel bringt ein wichtiges Problem auf den Punkt: Niemand will das gerne hören. Aber viele 20-50 Jährige werden im Herbst, bei steigenden Corona Fallzahlen, eine Entzündung ihres Gehirngewebes als Folge #LongCovid erleben. Wir müssen endlich Therapien entwickeln. https://t.co/5jRCzQ8NNO

— Prof. Karl Lauterbach (@Karl_Lauterbach) August 28, 2022

Zweifelhafte Angaben

Offenbar hat sich Lauterbach aber diesen Artikel gar nicht so genau durchgelesen oder hat zumindest nur das wirklich Drastisch-dramatische herausgegriffen. Der Gehirn-Experte Wes Ely schreibt in dem Berich nämlich eigentlich: „Die Auswirkungen von Long Covid auf das Gehirn sind möglicherweise gar nicht dauerhaft und nicht progressiv“, heißt: sie werden nicht schlimmer. Das ist die gute Nachricht.

Karl Lauterbach hat aber vermutlich nur hier hierauf konzentriert: „Es trifft oft Patienten zwischen 20 und 50 Jahren.“ Wieviele Patienten in diesem Alter davon betroffen sind, wird in dem Artikel allerdings nicht ausgeführt. Das stört Deutschlands Gesundheitsminister allerdings nicht, denn er legt die scheinbar riesige Gefahr einfach in seinen Worten aus: „viele 20-50-Jährige werden im Herbst bei steigenden Corona-Fallzahlen eine Entzündung ihres Gehirngewebes als Folge #LongCovid erleben.“

Panikmache kommt nicht gut an

In den Regierungskreisen stößt das beherzte, aber doch sehr panische Vorgehen von Karl Lauterbach nicht unbedingt auf Verständnis. Bundesjustizminister Marco Buschmann von der FDP sagte kürzlich gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Von Panikmache halte ich gar nichts. Für solche Virusvarianten gibt es derzeit nirgendwo Anzeichen.“

Ende September, Anfang Oktober wird der an die Omikron-Variante angepassten Corona-Impfstoff erwartet.