Unter Leitl fand die Mannschaft wieder in die Spur.
Unter Leitl fand die Mannschaft wieder in die Spur. Foto: Andreas Gora/dpa

Berlin (dpa) – Auch von kleinen technischen Problemen lässt sich Hertha-Trainer Stefan Leitl nicht aus der Ruhe bringen. Als sich der Beginn der Pressekonferenz vor dem Zweitliga-Saisonstart bei Schalke 04 am Freitag (20.30 Uhr/ Sat.1 und Sky) verzögerte, machte der 47-Jährige lockeren Small Talk und scherzte etwas mit den Journalisten.

Einen kühlen Kopf müsse seine Mannschaft auch beim hitzigen Duell der früheren Bundesligisten bewahren, sagte der Trainer später. «Dann geht es einfach um Emotionskontrolle», sagte er über die große Kulisse in Gelsenkirchen. «Diesen klaren Kopf zu haben, aber auch sehr intensiv Fußball zu spielen und den Plan zu verfolgen, wie wir Fußball spielen wollen. Wenn wir das tun, dann sind wir gut und dann sind wir ganz schwer zu spielen.»


Der neue Mittelstürmer scharrt mit den Hufen

Leitl soll die Hertha im dritten Anlauf endlich zurück ins gelobte Land Bundesliga führen. Der erste Schritt soll gegen den bei den Hertha-Fans so unbeliebten Rivalen erfolgen. 5300 Fans begleiten die Mannschaft. Es scheint alles angerichtet.

Auch wenn Leitl scherzte, dass Sportdirektor Benjamin Weber die Wunschliste des Trainers wohl nicht genug gelesen habe, sind die meisten Lücken im Kader mit vielversprechenden Lösungen gefüllt worden. «Ich glaube, in dem Rahmen, in dem wir uns bewegen konnten, haben wir Dinge umgesetzt, die wichtig waren», sagte der Trainer. 

Stürmer Dawid Kownacki, der in der vergangenen Woche per Leihe von Bundesligist Werder Bremen kam, soll das letzte fehlende Puzzleteil zum Aufstieg sein. «Er hat jetzt mit der Mannschaft trainiert und trotzdem glaube ich, dass noch ein bisschen was fehlt», sagte Leitl. «Aber das werden wir in den nächsten Tagen und Wochen auch aufholen.»

Im ersten Testspiel im schottischen Motherwell hinter verschlossenen Türen soll der Angreifer bereits einen starken Eindruck hinterlassen haben. Gut möglich, dass er als zweite Spitze neben Schlüsselspieler Fabian Reese in der Startelf steht.

Der Pole, der seine Treffsicherheit in Liga zwei zuletzt bei Düsseldorf unter Beweis stellte, braucht nach eigenen Worten keinen langen Anlauf. «Ich bin da und will spielen. Wir werden sehen, wie der Trainer entscheidet», sagte der 28-Jährige dem rbb. «Das beste Training ist ohnehin das Spiel.»

Historisches Debüt für Eichhorn?

Die Stimmung bei den Berlinern wird eigentlich nur durch Verletzungsprobleme getrübt. In der Abwehr fehlen John Anthony Brooks und Pascal Klemens noch länger. Im Mittelfeld fallen Neuzugang Paul Seguin und Kevin Sessa aus. Seguin, der auch auf Wunsch des Trainers von Schalke geholt wurde, war eine zentrale Rolle zugedacht. Leitl erklärte, der 30-Jährige habe sich gesundheitlich für Schalke etwas geopfert und müsse jetzt wieder richtig fit werden.

Die Ausfälle erhöhen immerhin die Wahrscheinlichkeit für einen historischen Einsatz. Mittelfeldspieler Kennet Eichhorn steht mit 16 Jahren vor seinem Profi-Debüt und einem Zweitliga-Rekord. «Ich habe kein Problem, den Jungen zu bringen. Wir werden sehen, wie das Spiel läuft», sagte Leitl. Auch einen Startelfeinsatz schloss der Trainer nicht aus.

Sollte Eichhorn zum Einsatz kommen, wäre er nicht nur Herthas jüngster Profi, sondern auch der jüngste Spieler, der je in einem Zweitligaspiel auflief. «Er ist ein absolut tolles Talent und das wollen wir natürlich fördern. Wenn er Minuten bekommen kann, dann kriegt er die bei mir», sagte Leitl. 

Schalke «vollgepackt mit Emotionen»

Beim Gegner herrscht nach einer absolut verkorksten Vorsaison große Euphorie. 80.000 Fans kamen zur Saisoneröffnung. Die Hoffnung ist offenbar groß, dass sich die Königsblauen unter dem neuen Trainer Miron Muslic gänzlich anders präsentieren. «Ich erwarte eine Mannschaft, die sehr schnell vertikal spielt, die die sehr viel Wert auf intensives Spiel legt, die uns im Gegenpressing fordern wird, die uns hoch attackieren wird. Und vollgepackt natürlich mit Emotionen», sagte Leitl.

Doch mit kühlem Kopf und dem Besinnen auf die eigenen Stärken, könne sein Team erfolgreich sein, befand der 47-Jährige. «Jetzt wird man sehen am Freitag, welche Philosophie sich dann durchsetzt.»