Ist bald Geschichte: der Standort von Galeria Karstadt Kaufhof in der Wilmersdorfer Straße in Charlottenburg. Bild: IMAGO/Funke Foto Services

Der Kahlschlag bei der Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof geht weiter. Deutschlandweit müssen 52 von 129 Warenhäusern schließen. Auch Wedding und Charlottenburg sind betroffen.

In Berlin stehen zwei Standorte der kriselnden Kaufhauskette Galeria Karstadt Kaufhof vor dem Aus. In der Wilmersdorfer Straße (Charlottenburg) und in der Müllerstraße (Wedding) soll zum 31. Januar 2024 Schluss sein. Das teilte das Unternehmen am Montag mit. Nicht betroffen sind demnach die Berliner Filialen Ring-Center, Alexanderplatz, Hermannplatz, Tempelhofer Damm, Kurfürstendamm, Schloßstraße, Carl-Schurz-Straße und Tegel.

Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober zum zweiten Mal innerhalb von weniger als drei Jahren Rettung in einem Schutzschirm-Insolvenzverfahren suchen müssen. Als Grund wurden die Energiepreise und die Konsumflaute genannt.

4.000 Jobs gestrichen

Es ist der zweite Versuch, den Handelsriesen durch ein Schutzschirmverfahren auf Erfolgskurs zu bringen. Ein erster Anlauf, der 2020 während des ersten Corona-Lockdowns gestartet worden war, hatte dem Unternehmen trotz der Schließung von rund 40 Filialen, dem Abbau von etwa 4.000 Stellen und der Streichung von mehr als zwei Milliarden Euro an Schulden nur vorübergehende Entlastung gebracht.

„Die angekündigte Schließung der Häuser wird große Auswirkungen auf die Innenstädte haben“, teilt die Gewerkschaft Ver.di mit. „Es drohen Verödung und Leerstand.“ Nun seien die Bezirksbürgermeister und der Berliner Senat gefragt.

Ver.di kritisierte die Kaufhaus-Schließungen in Berlin und Brandenburg. In Berlin und Cottbus seien insgesamt 250 Beschäftige betroffen. Bundesweit seien es 5.000. Der Konzern nennt „rund 4.000“. Die Arbeitnehmerorganisation macht vor allem Managementfehler für die Krise des Konzerns verantwortlich. Die Beschäftigten hätten viele konkrete Vorschläge für eine erfolgreiche Zukunft gemacht, die endlich im Management Gehör finden müssen, so Conny Weißbach, für den Handel zuständige Fachbereichsleiterin im ver.di-Landesbezirk Berlin-Brandenburg. Viele Filialen müssten umfassend modernisiert und mit regionalen Angeboten versehen werden.

Wiedereröffnung im Jahr 2027?

In der Filiale am Leopoldplatz soll nach einer längeren Umbauphase wieder ein Warenhaus eröffnen, heißt es bei Ver.di. „Hier wird es darum gehen, die qualifizierten Mitarbeitenden in anderen Berliner Filialen übergangsweise zu beschäftigen – mit einem Rückkehrrecht in ein neues Warenhaus“, sagt Weißbach. Eine Wiedereröffnung im Jahr 2027 sei möglich.

Der Standort in der Wilmersdorfer Straße habe ursprünglich gar nicht auf der Schließungsliste gestanden, berichtet die „Berliner Zeitung“. Der Eigentümer der Immobilie habe kein Interesse an einer weiteren Nutzung als Kaufhaus und plane dort Wohnungen.

„Personalabbau darf es auch in den Filialen, die fortgeführt werden, nicht geben. Eine ausreichende Personalausstattung ist das entscheidende Differenzierungsmerkmal gegenüber dem reinen Onlinehandel. Personalmangel ist das von den Kundinnen am meisten kritisierte Manko“, so Weißbach.

Welche weiteren Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof werden geschlossen? Und wann? Eine Übersicht zur bundesweiten Lage gibt es hier.

Text: Nils Michaelis (mit dpa)