Berlin (dpa) – Zehntausende am Brandenburger Tor, Millionen an den TV-Bildschirmen: Für viele Menschen gehört die große Party in Berlin mit Countdown und Feuerwerk zum festen Ritual in der Silvesternacht. Doch dieses Jahr ist alles anders: Der private Veranstalter hat die Show, die zuletzt immer im ZDF live übertragen wurde, endgültig abgesagt. Grund: das liebe Geld.
Denn Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner kündigte an, dass die traditionelle Silvester-Sause in Berlins Mitte definitiv keine Zuschüsse mehr vom Land bekommt. «Es ist meiner Meinung nach nicht Aufgabe der Steuerzahler, solche Veranstaltungen mitzufinanzieren», sagte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. «Erst recht nicht in Zeiten einer angespannten Haushaltslage.»
Berlin dreht Geldhahn zu
Der Veranstalter reagierte: «Eine Veranstaltung, wie es sie in den vergangenen Jahrzehnten immer gab am Brandenburger Tor, wird es aus meiner Sicht nicht geben», sagte der Geschäftsführer der Berlin feiert Silvester (BfS) GmbH, Benedikt Alder, der dpa. Ohne finanzielle Unterstützung des Landes, die sich zuletzt auf mindestens mehrere Hunderttausend Euro belief, sei das Ganze nicht mehr wirtschaftlich zu organisieren.
ZDF plant Silvesterprogramm um
Das ZDF teilte daraufhin mit, man habe zur Kenntnis genommen, dass es die Silvesterparty in der bisherigen Form nicht mehr geben werde. «Damit entfällt die Möglichkeit einer Liveübertragung. Der Sender arbeitet daher an anderen Programmoptionen für den Silvesterabend.»
Die Party mit zahlreichen Künstlern findet seit Jahrzehnten statt. Für das ZDF moderierten seit vielen Jahren Andrea Kiewel und Johannes B. Kerner. Zehntausende Besucher kamen dazu an das Wahrzeichen in der Mitte Berlins, um Mitternacht startete ein Feuerwerk.
Bereits Anfang Juli hatte der Veranstalter Alarm geschlagen und mitgeteilt, dass für 2025 die Finanzierung nicht gesichert und die Planungen zunächst gestoppt worden seien. Landeszuschüsse seien nötig, eine alleinige Unterstützung durch das ZDF reiche nicht.
«Kein Steuergeld»
Dem privaten Veranstalter sei schon vor zwei Jahren mitgeteilt worden, dass Berlin ab 2025 kein Geld mehr für die Show lockermachen könne, sagte nun Wegner. «Auch im letzten Jahr haben wir sehr klar kommuniziert: „Dieses Jahr gibt es noch einen Zuschuss, 2025 ist Schluss.“»
Der Senat habe jüngst aus den Medien und nur per Mail erfahren, dass der Veranstalter ohne Zuschuss nicht mehr weitermachen könne. «Wenn der Veranstalter der Meinung ist, er möchte nicht mehr, dann ist es so. Wir werden diese Veranstaltung nicht dauerhaft mit Steuergeld finanzieren», so Wegner.
Gibt es Alternativen?
«Wir führen jetzt Gespräche», fügte er hinzu. Eine Möglichkeit sei ein Feuerwerk am Brandenburger Tor. Oder: «Ein Veranstalter macht die Party mit dem ZDF, aber mit einer anderen Finanzierung oder mit einem anderen Konzept. Das ist ja unbenommen.»
Wie realistisch solche Szenarien sind, ist offen. Viel Zeit bleibt jedenfalls nicht mehr. «Es war uns ein Anliegen als Berliner Unternehmen, dass eine solche Party jedes Jahr stattfindet», sagte Veranstalter Alder. «Es stand Berlin gut zu Gesicht, sich einzureihen mit Metropolen wie Sydney oder New York, von wo aus Silvester auch die Bilder um die Welt gehen.» Er könne aber gleichzeitig die Gründe des Senats verstehen, die Bezuschussung zu stoppen.
Landeszuschuss war mindestens sechsstellig
Die genaue Höhe der finanziellen Unterstützung, die vom Land Berlin floss, ist unklar. Laut Veranstalter betrug sie zwischen 500.000 Euro und einer Million Euro, indem landeseigene Gesellschaften Werbeflächen anmieteten. Nach Angaben der Berliner Senatswirtschaftsverwaltung steuerte diese im Vorjahr 300.000 Euro bei, aber auch andere Senatsbereiche hätten sich an der Finanzierung beteiligt. Eine Gesamtsumme war vom Senat nicht zu erfahren.
Tradition geht auf Mauerfall zurück
Die erste große Feier zum Jahreswechsel gab es am Brandenburger Tor nach dem Mauerfall 1989. Auf der Straße des 17. Juni zwischen dem Wahrzeichen und der Siegessäule entwickelte sich dann die Tradition einer Partymeile mit Bühnen, Speis und Trank. Wechselnde Sender übertrugen die Silvestershow live im TV, seit 2010 ist das ZDF dabei.
Im Verlauf der Jahre wurden die Sicherheitsvorkehrungen aufgestockt, die Größe der Veranstaltung begrenzt und Eintrittsgeld eingeführt. Im vorigen Jahr wurden mehr als 60.000 Besucher gezählt, die je 20 Euro dafür bezahlten.