Kaulsdorfer Parkplatz - SParkplatzstress beim Shoppen - Stefan Bartylla

 Kaulsdorfer Einkaufszentrum lässt per Kameratechnik das Parkverhalten seiner Kunden überwachen

Mit so einer Rechnung hatte Heidedore Michaelis nun wirklich nicht gerechnet. In dem Schreiben, das ihr Mitte Januar zugestellt wurde, forderte die Stuttgarter Firma Park & Control dreißig Euro für die Überziehung der für zwei Stunden gewährten Gratis-Parkzeit im Einkaufscenter Alt-Kaulsdorf. Knapp zwanzig Stunden soll ihr Auto hier gestanden haben. Als Beweis habe man das Kennzeichen ihres Autos bei Ein- und Ausfahrt inklusive Zeitstempel fotografiert.

Gemeinsam unterwegs

„Das war ganz bestimmt nicht so“, moniert Heidedore Michaelis. Sie habe gemeinsam mit ihrer Tochter tatsächlich am 4. Januar dort geparkt – aber bestimmt nicht über Nacht. „Bei Aldi, Rewe, Rossmann und bei Kik haben wir unsere Besorgungen erledigt. In einer Zeit, die man für so etwas halt braucht. Dann sind wir nach Hause gefahren“, erklärt die 71-Jährige.
Wenn Mutter und Tochter gemeinsam unterwegs sind, könne es zwar schon etwas länger dauern. „Aber bestimmt nicht 20 Stunden für den Einkauf.“

Ein ganz normaler Einkausnachmittag

„Das Praktische am Einkaufszentrum ist doch, dass man immer einen Parkplatz bekommt und sich alle Läden direkt am Hof befinden. Die gekauften Sachen kann man zwischendurch im Auto ablegen“, erklärt die Seniorin. Dass sie dafür manchmal etwas länger bräuchte, weil sie unter einer leichten Sehbehinderung und Rheuma leidet, räumt sie ein. „Aber doch in einem ganz normalen Rahmen“, sagt Heidedore Michaelis, die hier schon seit Jahren einkauft.

Einspruch eingereicht

Als ihr einige Tage später noch ein zweiter Brief von der Park & Control ins Haus flattert, platzt ihr endgültig der Kragen. „Ich soll nochmal 40 Euro zahlen, weil ich das Auto nicht korrekt auf der Parkfläche abgestellt habe“, empört sich die Biesdorferin. Beide Schreiben lägen inzwischen bei ihrem Anwalt. Weil der Einspruch erhob, ruderten die schwäbischen Parkraumüberwacher zumindest bei der Parkzeitüberschreitung per Kulanz zurück. Nun geht es noch einmal um die 40 Euro für das angeblich schief eingeparkte Auto.

Blaue Schilder informieren zu neuer Technik.

Seit November letzten Jahres weisen große blaue Schilder mit riesigen Grafiken im Einkaufszentrum direkt an der B1 darauf hin: Kunden befänden sich hier auf einem „Privatparkplatz mit Kennzeichenerkennung – Parken ist nur in gekennzeichneten Flächen für maximal zwei Stunden zulässig“. „Was ist denn mit uns Senioren oder behinderten Menschen, die einfach mehr Zeit für Ihren Einkauf brauchen?“, fragt eine Rentnerin, die wir bei einem Vor-Ort-Termin auf dem Parkplatz treffen. Zwei Stunden könnten bei einem Großeinkauf beim Discounter plus Restaurantbesuch oder einer Dauerwelle beim Friseur nicht ausreichen, rechnet sie vor und beschwert sich, dass man für solch einen langsameren Einkauf doch nicht einfach bestraft werden könne.

Viele Fremdparker

„Für alle Kunden, die etwas länger brauchen, gibt es die Möglichkeit, dies in dem jeweiligen Geschäft zum Ausdruck zu bringen und eine Verlängerung der Parkdauer zu erhalten“, schreibt Ariane Dameris, die Prokuristin der Hausverwaltung des Einkaufszentrums, HCP-Invest, auf Anfrage. „Wir haben in der Vergangenheit anschauen müssen, wie hier unzählige Fremdparker, Dauerparker und Campingmobile die Parkfläche in Anspruch nahmen“, so Dameris weiter. Parkplätze seien dadurch zum Teil wochenlang blockiert und mit Müll und Sperrmüll verunreinigt worden.

Vermieter will Parkverstöße abstellen

Der Eigentümer sei gegenüber seinen-Mietern aber verpflichtet, Parkplätze als solche zur Verfügung zu stellen. „Wir können versichern, dass weder Grundstückbesitzer noch die Hausverwaltung einen finanziellen Nutzen von der Parkplatzbewirtschaftung haben“, heißt es in dem Schreiben von HCP-Invest weiter. „Die Bußgelder werden ausschließlich für die Unkosten von dem Unternehmen verwendet, welches mit der Bewirtschaftung beauftragt ist. Hier Park & Control.“ Ziel sei es, nicht Geld einzunehmen, sondern Parkverstöße abzustellen.

Neue Technik liegt im Trend

Die Firma Park & Control selbst preist ihren Service übrigens als „innovative Lösung für eine smarte Nutzung von privaten Parkraum an“. Park & Control ist eine Tochter der in Berlin auch bekannten Firma Apcoa Parking. Park & Control betreut nach eigenen Angaben bundesweit mehr als 900 Parkplätze vor Supermärkten, Krankenhäusern oder für Wohnungsgesellschaften. In einem Beitrag des Berliner Kuriers hatte Park & Control versichert: „Wir liegen nicht auf der Lauer“. Es gäbe keine „Knöllchen-Prämie“ für Mitarbeiter oder Erfolgsquoten, die es zu erfüllen gilt. Widersprüche zu Rechnungen und Mahnungen sind übrigens online oder per ausgefülltem Formular bei Park & Control einreichbar. Das Unternehmen hat auf seiner Website dazu extra ein Formular für Kulanzanfragen eingerichtet.

Genügend Parkplätze vorhanden

Das Gefühl einer fairen Behandlung hat Heidedore Michaelis überhaupt nicht. „Unser Familie wird hier in Zukunft bestimmt nicht mehr einkaufen“, sagt sie. Einen Parkplatzmangel habe sie auf diesem Parkplatz noch nie erlebt. Auch nicht, wenn hier viele Leute parken, um sich am nahen Kaulsdorfer Seen zu erholen oder einen Termin im Vivantes Klinikum in Alt-Kaulsdorf wahrzunehmen.

Text und Bilder: Stefan Bartylla