Im Prozess um den Tod eines Joggers ging das Gericht von einer Tat im Wahn aus. (Foto-Archiv)
Im Prozess um den Tod eines Joggers ging das Gericht von einer Tat im Wahn aus. (Foto-Archiv) Foto: Monika Skolimowska/dpa

Berlin (dpa/bb) – Knapp acht Monate nach einem tödlichen Messerangriff auf einen Jogger im Plänterwald hat das Berliner Landgericht die dauerhafte Unterbringung des Täters in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet. Im Wahn und von inneren Stimmen angetrieben habe der 35-Jährige auf den ihm unbekannten 29 Jahre alten Jogger eingestochen. Wegen einer schweren psychischen Erkrankung sei der Beschuldigte schuldunfähig.

Die beiden Männer waren sich am Abend des 20. November 2023 zufällig begegnet. Laut Ermittlungen hatte der 35-Jährige gegen 21.20 Uhr auf dem Uferweg an der Spree in Berlin-Treptow auf den 29-Jährigen, der ihm entgegenkam, eingestochen. Das Opfer habe mehrere Stichverletzungen im Halsbereich erlitten. Der Grafikdesigner starb noch am Tatort. Juristisch handele es sich um einen Totschlag, so das Gericht. Das Urteil entsprach den Anträgen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung.

 Mutter des Täters hatte im Vorfeld aus Sorge eine Anzeige erstattet

 «Eine schreckliche Tat, die fassungslos macht – nicht nur das Tatgeschehen, sondern auch der Vorlauf», sagte Richterin Sylvia Busch. Es habe vor dem Messerangriff Hinweise auf mögliche Gefahren durch den 35-Jährigen gegeben. So habe seine Mutter wenige Tage vor der Tat eine Anzeige gegen den Sohn erstattet, weil er bedrohlich aufgetreten sei. Der seit Jahren an einer paranoiden Schizophrenie Erkrankte sei zuletzt unbehandelt gewesen.

Auch sei der damals bereits aktenkundige Mann fünf Tage vor dem Geschehen mit einer Axt bei der Polizei erschienen und habe diese zusammen mit seinem Personalausweis abgegeben. «Es ist nichts veranlasst worden», so die Richterin weiter. Auch sei es trotz mehrfacher Krankenhausaufenthalte des 35-Jährigen nie zu einer stabilen medizinischen Behandlung gekommen.

Der 35-jährige Deutsche hatte gestanden. Was geschehen sei, tue ihm sehr leid, sagte er. Wegen seiner «schlechten Gedanken» habe er einen ihm unbekannten Mann attackiert. Er habe auf jemanden einstechen wollen – «egal, wer mir über den Weg läuft». Nach der Tat war der 35-Jährige an einer Tankstelle erschienen, hatte vom tödlichen Angriff berichtet und schließlich Polizisten in den Plänterwald nahe dem Treptower Park geführt, wo diese die Leiche des 29-Jährigen fanden.