Neue Installation an der West Side Gallery kombiniert Aufnahmen des ehemaligen Grenzgebiets mit Zeitzeugenporträts.

Seit Kurzem und noch bis zum 9. November bespielt der deutsch-amerikanische Künstler Stefan Roloff  den der Spree zugewandten Teil der East Side Gallery, die logischerweise genannte West Side Gallery, mit einer Installation, die Videostills von Aufnahmen des ehemaligen Grenzgebiets mit Zeitzeugenporträts kombiniert. Das Projekt nennt sich „Beyond the Wall/Jenseits der Mauer“. Die großformatige Arbeit erstreckt sich auf 229 Meter. Fotografische Auszüge der Videoarbeiten wurden stark vergrößert, auf Papierbahnen gedruckt und nehmen nun die ganze Höhe der Mauer  ein.  Schwarze Silhouetten von Zeitzeugen unterbrechen die Videostills – die Wirkung ist von Nahem komplett anders als aus der Entfernung. Einen Spaziergang entlang der Mühlenstraße an der Spree sollten alle Interessierten definitiv bis November einplanen.

Anspruchsvolle Ergänzung

Stefan Roloff, geboren im Jahr 1953 in West-Berlin, ist ein Pionier digitaler Foto- und Videokunst. Er filmte im Jahr 1984 auf West-Berliner Seite das DDR-Grenzregime an verschiedenen Orten wie der Oberbaumbrücke und begann 18 Jahre nach dem Mauerfall mit Videoporträts von Zeitzeugen. Unter anderem ließen sich Ulrike Poppe, DDR-Bürgerrechtlerin, Mario Röllig, Inhaftierter im Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen und Alexander Arnold, Zwangsarbeiter für IKEA, zu ihren Erfahrungen befragen. Sechs dieser insgesamt 70 Videoporträts sind in der Ausstellung in Auszügen zu sehen und können in voller Länge über Links auf dem Smartphone abgerufen werden.  Die Silhouetten der Porträtierten bilden zusammen mit Interviewzitaten und den Standbildern die Installation „Beyond the Wall“, die die touristisch belebte East Side Gallery um eine anspruchsvolle künstlerische Position ergänzt. Für drei Monate zeigt die Open-Air-Installation auf dem längsten erhaltenen Teilabschnitt der Berliner Mauer, wie die Mauer das Leben der Menschen vor und nach dem Mauerfall prägte.

Treffen in der Zwingli-Kirche

„Beyond the Wall“ wird durch ein kostenloses Veranstaltungsprogramm in der nahe gelegenen Zwingli-Kirche, Rudolfstraße 14, begleitet. Die porträtierten Zeitzeugen berichten von ihren persönlichen Erfahrungen mit der Mauer, der Teilung und der Flucht. Zum Beispiel werden  Kerstin Winkler und Alexander Arnold in der Zeitzeugenwerkstatt am 6. September, 19 Uhr, mit Videoprojektionen zugegen sein. Ulrike Poppe und Tom Kropp werden am 20. September, 19 Uhr, erwartet, teilen die Organisatoren mit.

Die Open-Air-Ausstellung wird ausgeführt von Kunst darf alles e.V. in Kooperation mit der Kulturprojekte Berlin GmbH. Die Installation wird ermöglicht durch die Senatsverwaltung für Kultur und Europa und die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Das Begleitprogramm wird gefördert durch die Bundeszentrale für politische Bildung und den KulturRaum Zwingli-Kirche e.V.

red, Bild: Stefan Bartylla