Flughafen
An vielen Flughäfen herrscht derzeit dichtes Gedränge. Bild: IMAGO/Kirchner-Media

Nach Camping-Boom in den vergangenen zwei Jahren: Fernreisen sind in diesem Sommer so beliebt wie lange nicht. Ist der Urlaub in der Heimat schon wieder out?

Der Ansturm an den Flughäfen ist ein eindeutiges Zeichen: Die Deutschen zieht es wieder in die Ferne. Rein gefühlt ist Corona für viele vorbei. Das lässt die Lust auf einen Trip in den Süden oder nach Übersee ins Unermessliche steigen.

Nord- und Ostseeküste sind laut einer im „Handelsblatt“ veröffentlichten Studie auch in diesem Jahr die beliebtesten Reiseziele der Deutschen. Allerdings liegt der Anteil gerade mal bei 7,4 Prozent. Auf den weiteren Plätzen folgen Italien (4,4 Prozent), die Balearen (3,7 Prozent) und die Türkei (3,3 Prozent).

Neue Reiseziele

Vor zwei Jahren bot sich ein anderes Bild. Urlaub auf dem Campingplatz, im Wohnmobil oder auf dem Hausboot waren das ganz große Ding. Zahllose Berliner zog es an die Seen und Flüsse in Brandenburg. Brandenburgs Campingplätze erlebten 2020 einen nie dagewesenen Boom. Was auch daran lag, dass Mecklenburg-Vorpommern zwischenzeitlich äußerst scharfe Corona-Restriktionen verhängt hatte und für viele Hauptstädter zumindest dieser Teil der Ostsee nahezu unerreichbar geworden war.

Mit Dachzelten fürs Auto oder einem Minibus entdeckten die Menschen den Zauber des Werbellinsees, anstatt durch Skandinavien zu kurven.

Das ist in diesem Jahr anders. Kurz vor Beginn der Sommerferien wurde gemeldet, dass es in Brandenburg noch etliche freie Plätze gibt. „Es ist etwas verhaltener als in den letzten beiden Jahren“, beschreibt Fanny Kinkel, Vize-Landesvorsitzende des Bundesverbands der Campingwirtschaft in Deutschland, die Buchungslage. „Viele reisen jetzt wieder ins Ausland.“ Nach zwei Jahren Corona-Pause zögen sie wieder Ziele in Frankreich, Italien und Kroatien vor. Die Plätze seien geschätzt zu 80 Prozent ausgebucht.

Hoffen auf spontane Urlauber

Die Betreiber setzten nun auf kurzfristige Buchungen. Zu Pfingsten hatten sie noch sehr viele Buchungen registriert und mussten in Einzelfällen auch Interessenten absagen. Nach dem Hoch im ersten Corona-Jahr 2020 war die Zahl der Übernachtungen auf Campingplätzen in Brandenburg allerdings schon 2021 gesunken, nämlich um knapp zwölf Prozent auf 1,4 Millionen, wie aus statistischen Daten hervorgeht. Das entspricht dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019.

Überfüllter BER

Dass nun die Ferne wieder lockt, zeigen Zahlen der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH. Diese rechnet während der Sommerferien mit drei Millionen Fluggästen. Das sind etwa eine Million Menschen mehr als in den Sommerferien des vergangenen Jahres, wenn auch zwei Millionen Menschen weniger als in den Sommerferien 2019.

Die Branche warnt jedoch vor Problemen, weil vor allem am Boden Personal fehlt. Was das bedeutet, ist dieser Tage nicht nur am Flughafen BER zu beobachten. Wer weiß, vielleicht überlegen es sich manche Reiselustige angesichts all der genervten Menschenmassen doch noch anders und campen lieber in Brandenburg?

Text: Nils Michaelis