Neu im Kino | Der französische Episodenfilm „Sechs Richtige“ zeigt Freud und Leid, wenn einem unversehens viel Geld zukommt
Dass viel Geld nicht unbedingt glücklich macht, ist eine Binsenweisheit. Nicht wenige von Geburt an Reiche leiden an Langeweile oder Überdruss, und auf den Hauptgewinn bei einer Lotterie folgt nicht selten nach wenigen Jahren der Ruin. Glücklich schätzen können sich jedenfalls die Regisseure Maxime Govare und Romain Choay, die mit diesem gemeinsam inspiriert in Szene gesetzten Episodenfilm über Unglück im Glück einen Kinohit in Frankreich landeten.
Maßgeblichen Anteil am Erfolg des Kassenknüllers haben die trefflich besetzten und mit Pep agierenden Darsteller. Ihr engagiertes Spiel sorgt im Verein mit der dynamischen Bildgestaltung und der schwungvollen Begleitmusik für eine emotionale Achterbahnfahrt.
Hauptdarsteller Fabrice Eboué hat seinen Sinn für schwarzen Humor nicht nur als Kinostar, sondern auch als Regisseur und Autor bewiesen („Veganer schmecken besser“, 2021). Audrey Lamy verkörpert seine Gattin menschlich glaubwürdig und voller Esprit. Und Anouk Grinberg zeigt eindringlich, wie sich eine altruistische Altenpflegerin zur mörderischen Schurkin wandelt.
Das große Los wartet nicht lange
Die Rahmengeschichte handelt von einer vierköpfigen, sichtlich verstimmten Familie, die bei einer Autofahrt in die Ferien zufällig von ihrem Lottogewinn erfährt. Dummerweise bleiben nur wenige Minuten, das große Los einzulösen. Kurzentschlossen startet der von Frau und Kindern verachtete, von Natur aus eher zurückhaltende Vater als Actionheld durch.
In der folgenden Episode lernt eine liebeshungrige Lottomillionärin einen charmanten Traummann kennen. Die Frage, ob der Märchenprinz ihre Liebe erwidert oder es nur auf ihr Geld abgesehen hat, sorgt für Spannung.
Der Gewinn eines 30-Millionen-Jackpots stürzt drei islamistische Selbstmordattentäter in eine existenzielle Krise: reich sein oder nicht reich sein? Eine zum Schreien komische Terroristen-Story mit makabrem Ausgang.
Irrungen und Wirrungen
In der vierten, vage an einen Hitchcock-Krimi erinnernden Episode geraten Mitarbeiter eines Seniorenheims in ein moralisches Dilemma, als sie nach dem Infarkttod eines altersschwachen Bewohners dessen Lottoquittung finden: Sechs Richtige mit Zusatzzahl, Preisgeld 60 Millionen Euro! Doch die Freude am überraschenden Reichtum mit ausgelassenem Dolce Vita führt gruppendynamisch zu irrationalem, letztlich kriminellen Verhalten.
„Geld ändert Menschen nicht“, lautet eine zentrale Botschaft der amüsanten, abwechslungsreichen Geschichten voller Irrungen und Wirrungen.
Sechs Richtige | Frandkreich, 2023; 104 Minuten; Regie: Maxime Govare,
Romaine Choay; D: Fabrice Eboué, Audrey Lamy, Pauline Clément; Kinostart: 30.1.