George Shefi besuchte am Dienstag die Potsdamer Synagoge.
George Shefi besuchte am Dienstag die Potsdamer Synagoge. Foto: Carsten Koall/dpa

Potsdam (dpa/bb) – Der Holocaust-Überlebende George Shefi hat in Potsdam vor einer schwindenden Erinnerung an die Verbrechen der Nazis gewarnt. Man dürfe diese Schublade nicht schließen, sagte Shefi bei einem Besuch der Synagoge in der Potsdamer Innenstadt. Er begegne heute Generationen in Deutschland, die sich nicht an dem Verbrechen gegen die Juden schuldig gemacht hätten. Sie seien aber verantwortlich für das Aufrechterhalten der Erinnerung, betonte er.

Shefi, der in Israel lebt, kam in den vergangenen Jahren mehrfach nach Brandenburg, um mit Schülern ins Gespräch zu kommen. Er wolle die jungen Menschen ermutigen, sich gegen Faschismus und Antisemitismus zu stellen, sagte er. Dafür erhielt er vor einiger Zeit den Landesverdienstorden. Am Dienstag traf er sich mit Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) zum Mittagessen.

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Shefi war 1931 in Berlin geboren worden. Nach den November-Pogromen 1938 schickte ihn seine Familie auf einen Kindertransport nach England. Am Gleis des Bahnhofs Friedrichstraße sah er 1939 seine Mutter zum letzten Mal. Die von jüdischen Gemeinden in Deutschland finanzierten Kindertransporte ermöglichten es Kindern jüdischer Abstammung bis zum Alter von 17 Jahren, Deutschland zu verlassen und nach England auszureisen. 

Seine Mutter und eine Tante wurden später im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Shefi wuchs in einer englischen Familie auf, emigrierte später in die USA und zog anschließend nach Israel.