neobarockes stilleben
Silver Fork_Paris 2019

In einer Pop-Up-Ausstellung zeigt die gebürtige Berliner Fotografin Vera Mercer in der Villa Heike am 6. und 7. November unter dem Titel „New Works“ einige ihrer neuen Inkjet- und Platinum-Prints.

In einer Pop-Up-Ausstellung am 6. und 7. November, jeweils 12 bis 18 Uhr, in der Villa Heike, Freienwalder Straße 17, zeigt die gebürtige Berliner Fotografin Vera Mercer einige ihrer neuen Inkjet- und Platinum Prints.

Parallel präsentiert sie ihr neues gleichnamiges Buch, erschienen bei DCV in Berlin. Dies wird die Künstlerin am 6. November, 14 bis 16 Uhr, vorstellen und signieren.

Üppige Stilleben

International bekannt wurde Vera Mercer vor gut zehn Jahren durch ihre üppigen, neobarocken Farb-Stillleben: Sie enthalten Gläser und Vasen, Früchte und Pilze, Silberbesteck oder tote Tiere, mal frisch erlegt, mal steht eine übrig gebliebene Hülle stellvertretend für eine verstorbene Kreatur.

Zudem arrangiert sie Kerzenständer mit frischen oder fast heruntergebrannten Kerzen, dazu immer wieder Blumen, die teilweise schon Blütenblätter verlieren. Doch während manche der toten Tiere auf den Stillleben weiterhin aussehen, als würden sie schlafen, muten andere eher an, als wären sie gerade exhumiert worden.

So entstehen neue, radikalere Vanitas-Studien zwischen Schönheit und Vergänglichkeit, diesem immerwährenden Dualismus in Vera Mercers Werk.

Fotografische Drucktechnik

Obwohl einige ihrer „New Works” inzwischen etwas düsterer und morbider ausfallen als noch vor einigen Jahren, bleibt sich die Fotografin in ihrer stilllebenbasierten Fotografie treu, die sie in ihren Wohnorten Omaha und Paris in immer neuen Arrangements realisiert.

Parallel zu den farbigen, großformatigen Inkjet-Prints stellt sie seit 2018 auch kleinformatige Platinum-Prints her. Das reiche Tonwertspektrum ist eine der Besonderheiten dieser fotografischen Drucktechnik.

Charakteristisch für das Edeldruckverfahren sind auch die schwarzen, unregelmäßigen Ränder oder Flächen rund um das eigentliche Motiv.

Zeitlose Wirkung

Einige Platindrucke sind sehr reduziert, sie zeigen nur eine einzige Blume oder Blüte vor einem neutralen Hintergrund oder auf einem Silberteller.

Andere Platinum-Motive wiederum sind Varianten oder schwarz-weiße Übersetzungen ihrer farbigen Blumenstillleben.

Motivisch identisch, ist der Eindruck in der jeweils anderen Technik sehr unterschiedlich, denn im Gegensatz zu den Farb-Inkjets wirken die getonten Platindrucke abstrakt und zeitlos.

Die Welt wird bei Vera Mercer zur mal reduzierten, mal überbordenden Kulisse – und immer zu einer Art Schaukasten.

Weitere Ebene

Formal sind ihre Bilder Jagdstillleben oder flämischen Küchenstücken des 17. Jahrhunderts nicht unähnlich, doch in der zeitgenössischen Fotografie sind sie unvergleichlich.

Ebenso autonom ist die Illumination der Szenerie mit Kerzenlicht. Dass manche Accessoires ein wenig aus der Zeit gefallen wirken, fügt den Stillleben eine weitere inhaltliche Ebene hinzu.

Sie finden sich tatsächlich zuhauf in den beiden Wohnungen der Fotografin und geraten so selbstverständlich von ihrem Leben in ihre Bildwelt.

Insofern sind die Fotografien auch eine Art Selbstporträt von Vera Mercer. So bleibt ihr Werk überraschend und autonom, neben den Stillleben entstehen auch weiterhin Porträts oder Mischformen dieser Genres, realisiert in den unterschiedlichsten fotografischen Techniken.


Vera Mercer. „New Works”, herausgegeben von Matthias Harder, mit Texten von Sergio Fabio Berardini und Matthias Harder, Gestaltung: Jonas Kirchner, Hardcover, 24 x 28 cm, 96 Seiten, 40 Abbildungen, Deutsch und Englisch, DCV Verlag, Berlin, ISBN: 978-3-96912-049-1, 28 Euro


Text: Redaktion, Bilder. Vera Mercer