Thomas Herrich verlässt Hertha BSC vorzeitig.
Thomas Herrich verlässt Hertha BSC vorzeitig. Foto: Andreas Gora/dpa

Berlin (dpa/bb) – Zehn Tage sind seit dem abrupten Rücktritt von Andreas «Zecke» Neuendorf vergangen, da verkündet Hertha BSC schon die nächste einschneidende Personalentscheidung in der Chefetage. Wie der Berliner Fußball-Zweitligist mitteilte, gibt Geschäftsführer Thomas Herrich sein Amt zum Saisonende auf. 

«Hertha BSC ist für mich weit mehr als ein Beruf – es ist Heimat, Leidenschaft und Herzenssache», sagte Herrich. Jetzt sei jedoch der Moment gekommen, an dem er zum ersten Mal an sich und seine Familie denken müsse. 

Herrichs Vertrag war erst im vergangenen Jahr verlängert worden. Nach einer aus sportlicher Sicht erneut enttäuschenden Saison räumt Hertha nun auf allen Ebenen auf. Welche Konsequenzen hat die schonungslose Analyse noch? Laut Club-Mitteilung erfolgte die Trennung «im gegenseitigen Einvernehmen». Medienberichten zufolge wurde Herrich dieser Schritt aber nahegelegt. 

«Nachdem das Präsidium beschlossen hatte, die Strukturen von Hertha BSC für die kommenden Herausforderungen gezielt weiterzuentwickeln und wichtige personelle Veränderungen vorzunehmen, hat Tom Herrich als Reaktion sein Handeln angeboten, um die Pläne des Präsidiums im Sinne des Vereins zu unterstützen», äußerte Präsident Fabian Drescher.

Herrich seit über zwei Jahrzehnten bei Hertha

Herrich war seit 2005 für die Berliner auf verschiedenen Positionen tätig, seit 2022 arbeitet er als Geschäftsführer. Der 61-Jährige hatte vor allem die Konsolidierung des finanziell stark angeschlagenen Zweitligavereins vorangetrieben. 

«Die vergangenen drei Jahre waren hart, es ging vor allem um das wirtschaftliche Überleben von Hertha BSC. Doch wir haben gemeinsam mit den Gremien, allen Mitarbeitenden und meinem Team gekämpft und den Turnaround geschafft», schickte Herrich als Abschiedsbotschaft an die Mitglieder und Fans. 

Hertha arbeitet schon an Nachfolger

An der Nachfolge in der Geschäftsführung wird bereits gearbeitet. Ist die mögliche Verpflichtung von Jonas Boldt ein Auslöser? In den vergangenen Wochen verdichteten sich zunächst die Medienberichte, wonach der frühere HSV-Sportvorstand als neuer starker Mann an der Spree im Gespräch sei. Womöglich müsse Herrich seinen Platz in der Geschäftsführung räumen, hieß es.

Zuletzt hieß es dann, dass der Boldt-Wechsel zu Hertha aufgrund unterschiedlicher Auffassungen wackelt. 

Auch Neuendorf wurde der Schritt wohl nahegelegt

Die Mitteilung über Herrichs vorzeitiges Ende bei Hertha ist der zweite Personal-Knall innerhalb von zehn Tagen. Am 20. April hatte Neuendorf aus persönlichen Gründen mit sofortiger Wirkung seine Tätigkeit als Direktor Akademie und Lizenzspielerbereich beendet. 

Auch hier sprach man offiziell von einer einvernehmlichen Trennung im Guten. Berichten zufolge sollen auch mögliche Interessenkonflikte ein Thema im Verein gewesen sein. 

So wechselte zuletzt ein Spieler aus Herthas Akademie zu einer Berater-Agentur, an der Neuendorfs Sohn beteiligt ist. Sportdirektor Benjamin Weber hatte sich am vergangenen Wochenende nicht zu den Gerüchten äußern wollen.