Baumgart will die Offensive verbessern.
Baumgart will die Offensive verbessern. Foto: Daniel Löb/dpa

Berlin (dpa) – Die Männer und Frauen beim 1. FC Union gehen mit dem gleichen Ziel in die nächste Bundesliga-Saison, die Eisernen Ladies erlauben sich etwas mehr Träume. «Nein», sagte Trainer Steffen Baumgart kurz und knapp auf die Frage, ob die Rückkehr in den Europapokal mittelfristig als Ziel ausgegeben werde. «Ich persönlich sehe es so, dass wir uns auf eine Sache konzentrieren sollten und das ist, den Verein in der Bundesliga zu halten.»

Nach drei Jahren in Conference League, Europa League und Champions League unter Urs Fischer mussten die Köpenicker zuletzt zweimal um den Klassenerhalt bangen. «Wir wollen in der kommenden Saison nichts mit dem Abstieg zu tun haben», sagte Geschäftsführer Horst Heldt. Wenn dann während einer Spielzeit eine Situation entstehe, in der man nach Europa schielen könne, gehöre das dazu, sagte sein Trainer. Vor allem der Wunsch nach weniger Achterbahn ist groß beim FCU.

Der Mix macht’s

In den kommenden Wochen wollen die Eisernen nun einen konkurrenzfähigen Kader basteln, wie es Heldt ausdrückte. Dabei gehe es unter anderem um den richtigen Mix aus Jung und Alt. Die Berliner hatten in der vergangenen Spielzeit eines der älteren Teams der Liga. 

«In den Momenten, in denen es kritisch war, hat uns das Alter schon auch geholfen», betonte der Geschäftsführer unter anderem mit Verweis auf die Erfahrung von Kapitän Christopher Trimmel. Trotzdem wolle man den Kader verjüngen und verkleinern. 

Mit Aljoscha Kemlein, der seinen Vertrag gerade verlängerte, Tom Rothe und Leopold Querfeld haben sich einige junge Spieler unter Baumgart etabliert. David Preu wird auf mehr Spielanteile drängen. Es ist ein Vorteil für Union, dass Baumgart «herausragend gern» mit jungen Profis arbeite, so Heldt.

Der Trainer selbst sagte über geplante spielerische Veränderungen: «Wir haben eine Offensive, die ich mir von der erzielten Anzahl an Toren anders vorstelle.» Dafür wird auch die Besetzung in der Sturmspitze entscheidend sein. Lille-Leihgabe Andrej Ilic spielte sich unter Baumgart fest, erzielte sieben Tore in der Rückrunde.

Hollerbach weckt Begehrlichkeiten

Laut Heldt hat Union noch Zeit, um über eine dauerhafte Verpflichtung zu entscheiden. «Natürlich ist es klar, dass wir Freude an ihm gefunden haben. Natürlich ist das Ziel, uns damit zu beschäftigen. Wir haben die Möglichkeit, das zu entscheiden, aber auch noch genügend Zeit.» Die Berliner sollen eine Kaufoption in Höhe von fünf Millionen haben.

Klar ist auch, dass Offensivspieler Benedict Hollerbach sowie die Innenverteidiger Danilho Doekhi und Diogo Leite Begehrlichkeiten anderer Clubs wecken. «Natürlich leben wir auch davon, Transfergeschäfte zu machen. Das ist ein Teil, wie wir uns finanzieren», sagte Heldt. Union habe aber viel zu bieten und müsse niemanden verkaufen.

Union-Frauen wollen sich erstmal etablieren

Für die Frauen steht dagegen die Premiere in der Bundesliga bevor. «Wir wollen nicht um den Abstieg spielen. Es ist erst einmal darauf ausgelegt, dass wir uns im Mittelfeld platzieren wollen», sagte Geschäftsführerin Jennifer Zietz. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner hatte beim Empfang der Zweitligameisterinnen im Roten Rathaus schon das europäische Geschäft ins Spiel gebracht. 

So weit ging Zietz, der ein siebenstelliges Budget zur Verfügung steht, nicht, sagte aber: «Die Champions League ist immer irgendwie ein Traum, aber es ist natürlich auch klar, dass wir nicht direkt nach den Sternen greifen. Es muss schon Schritt für Schritt gehen.»

Der Sprung sei noch mal größer als beim Aufstieg aus der Regionalliga. Das Spiel in der Bundesliga sei «deutlich schneller, deutlich intensiver». Dafür wollen sich Berlinerinnen mit Erstligaerfahrung verstärken und auch im Trainerteam verändern.

Ein gutes Argument für potenzielle Neuzugänge sei neben der Wertschätzung und den professionellen Bedingungen sicher auch der große Fan-Zuspruch. «Wenn sie einmal hier sind, haben wir eigentlich häufig ihr Herz gewonnen», sagte Zietz.

Mehr als 7.000 Zuschauer und Zuschauerinnen kamen durchschnittlich zu den Heimspielen in der vergangenen Saison ins Stadion An der Alten Försterei. Mehr als bei jedem anderen Club in Deutschland. Diese Bestmarke will der FCU in Liga eins noch ausbauen.

«Wir sind unglaublich stolz, dass wir auch dort neue Maßstäbe setzen konnten im deutschen Fußball», sagte Zietz. «Definitiv ist es das Ziel, den Zuschauerschnitt nach oben zu treiben. Im besten Fall auch fünfstellig.»