Vier Jahre nach Faustschlägen gegen einen jungen Mann ist ein damaliger Beamter der Polizeiwache am Berliner Alexanderplatz zu einer Bewährungsstrafe von elf Monaten verurteilt worden. (Symbolbild)
Vier Jahre nach Faustschlägen gegen einen jungen Mann ist ein damaliger Beamter der Polizeiwache am Berliner Alexanderplatz zu einer Bewährungsstrafe von elf Monaten verurteilt worden. (Symbolbild) Foto: Monika Skolimowska/dpa

Berlin (dpa/bb) – Ein ehemaliger Polizist der Wache am Berliner Alexanderplatz ist zu elf Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Amtsgericht Tiergarten sprach den 37-Jährigen der Körperverletzung im Amt und der Nötigung schuldig. Vor vier Jahren habe er einen damals 21-Jährigen grundlos attackiert, stand für die Richter fest. Drei mitangeklagte damalige Polizisten der «Alex»-Wache wurden freigesprochen. 

Der 21-Jährige hatte die Wache in der Nacht zum 16. Juli 2021 aufgesucht, weil er seinen Geldbeutel verloren hatte. Als der alkoholisierte Mann gestikuliert habe, habe der 37-Jährige auf dessen Arm geschlagen, hieß es weiter im Urteil. Verletzungsfolgen habe es bei dieser Aktion nicht gegeben. Dann habe der 21-Jährige den damaligen Beamten beleidigt und einen Gegenstand geworfen. Der damalige Polizeiobermeister habe daraufhin mit Wucht zugeschlagen, es seien mehrere ungerechtfertigte Faustschläge gewesen. Der junge Mann soll kurzzeitig das Bewusstsein verloren haben.

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«Von der Eskalation völlig überrascht»

Die Anklage war zunächst davon ausgegangen, dass die drei Mitangeklagten das Verhalten des 37-Jährigen gebilligt und mit ihm beschlossen hätten, zu Unrecht und mit wahrheitswidrigen Angaben ein Ermittlungsverfahren gegen den 21-Jährigen einzuleiten. Sie hätten den Vorfall vertuschen wollen. Dies bestätigte sich laut Urteil nicht. Den 28, 29 und 31 Jahre alten Angeklagten sei strafrechtlich kein Vorwurf zu machen, so das Gericht. Sie seien «von der Eskalation völlig überrascht gewesen».

Der Hauptangeklagte stand bereits in einem anderen Verfahren vor Gericht und hat den Polizeidienst freiwillig quittiert. Zwei der Männer wurden wegen des Verfahrens vom Dienst suspendiert, der vierte Angeklagte studiert inzwischen. «Ich wäre nicht auf den Gedanken gekommen, dass ein Kollege einen Bürger schlägt wegen einer Beleidigung», sagte der 29-Jährige im Prozess. Weil mit einem weiteren Wurf zu rechnen gewesen sei, hätten sie den Mann zu Boden gebracht. «Mein Ansinnen war es, die Lage zu beruhigen», so der 31-Jährige. Umgehend hätten sie den Vorgesetzten informiert.

Mit dem Urteil folgte das Gericht im Wesentlichen dem Antrag des Staatsanwalts, der auf ein Jahr Haft auf Bewährung gegen den 37-Jährigen und Freisprüche für die weiteren Angeklagten plädiert hatte. Die Verteidiger des 37-Jährigen beantragten eine Geldstrafe von 120 Tagessätzen zu je 15 Euro (1.800 Euro). Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.