
Berlin (dpa/bb) – Die Grünen-Fraktion fordert vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) ein klares Bekenntnis zur Berlinale und deren künftiger Finanzierung. «Wenn er morgen die Berlinale-Jury empfängt, muss er Farbe bekennen: Steht er zur Berlinale in Berlin oder nicht? Die Berlinale verdient Klarheit», sagte Grünen-Fraktionsvorsitzender Werner Graf der Deutschen Presse-Agentur. «Will die CDU ihr den Geldhahn zudrehen oder nicht? Sonst wäre das Treffen pure Heuchelei.»
Berlins CDU-Fraktionsvorsitzender Dirk Stettner hatte in der Zeitung «B.Z.» Kritik an der Berlinale geübt und Konsequenzen gefordert: «Eine Selbstbeweihräucherung von Halb- oder Ganz-Antisemiten mit Applaus des Publikums unter dem Mantel der Kunst- und Meinungsfreiheit brauche ich in Berlin nicht und sie soll auch keinen Cent Berliner Geld erhalten», sagte er.
CDU-Fraktionschef will nicht zum Berlinale-Abschluss gehen
Er kündigte außerdem an, trotz Einladung aus Protest nicht zur Abschlussveranstaltung zu gehen. «Ich verzichte auf die Teilnahme an dieser pseudopolitischen Veranstaltung, die eigentlich ein Filmfestival sein könnte.»
Wegner hatte am Dienstag gefordert, Antisemitismus und Israelfeindlichkeit dürften auf der Berlinale keinen Platz haben. Es sei unerträglich, dass es bei dem Filmfestival erneut zu antisemitischen Vorfällen gekommen sei.
Hintergrund war unter anderem ein Redebeitrag des Hongkonger Regisseurs Jun Li. Er las bei einer Premiere am Samstagabend eine Rede des Schauspielers Erfan Shekarriz vor und zitierte auf der Bühne die antisemitische, propalästinensische Parole «From the river to the sea, palestine will be free».
Tilda Swintons bewundert BDS
Der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts, der für politische Straftaten zuständig ist, nahm Ermittlungen auf. In dem Redebeitrag hieß es außerdem, Millionen von Palästinensern erstickten unter Israels brutalem Siedlerkolonialstaat.
Zuvor hatte Weltstar Tilda Swinton auf einer Pressekonferenz ihre Unterstützung zur BDS-Kampagne betont, die für den Boykott israelischer Waren eintritt. Swinton sagte, sie sei «eine große Bewunderin». Schon vor dem Start der Berlinale hatte BDS zum Boykott des Festivals aufgerufen.