Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus fordern eine langfristige Strategie zur Integration ukrainischer Kriegsflüchtlinge.
Nötig sei ein „Masterplan Ankommen und Teilhaben“, sagte die Fraktionsvorsitzende Silke Gebel der Deutschen Presse-Agentur.
Abhängig vom weiteren Kriegsverlauf nach dem russischen Angriff auf die Ukraine sei davon auszugehen, dass viele Geflüchtete wohl länger in Berlin bleiben werden. „Deshalb ist es ähnlich wie 2015/2016 wichtig, mal zu schauen: Welchen Bedarf gibt es? Was brauchen die Menschen, wenn sie bleiben?“, so Gebel. „Und dann zu gucken, wie kann man Schul-Infrastruktur, Kita-Infrastruktur, psychosoziale Betreuung, Deutsch-Kurse, Arbeitsplätze oder Weiterbildungsangebote schaffen.“
System weiterentwickelt
Beim Thema Ankommen habe Berlin schon sehr viel erreicht. Die Verwaltung habe Lehren aus den Jahren 2015/2016 gezogen, in denen besonders viele Flüchtlinge nicht zuletzt aus Syrien ankamen. Sie lerne aber auch aktuell aus Rückmeldungen, nehme Kritik an und entwickele das System weiter. „Die Verwaltung macht einen richtig guten Job“, meinte Gebel. Nun seien aber die nächsten Schritte gefragt, was das Thema Teilhabe angehe.
„Das zusammenzubringen, zu bündeln und entsprechend finanziell zu unterlegen, dafür, glaube ich, ist ein Masterplan der richtige Schritt.“ Dabei müssten unterschiedliche Szenarien entwickelt werden für eine unterschiedliche Bleibedauer der Geflüchteten.
Die Grünen-Fraktion will dazu bei einer Klausurtagung am 14./15. Mai ein umfassendes Konzept erarbeiten. Dabei wollen die Abgeordneten Gebel zufolge zum Beispiel die Idee eines ukrainischen Gesundheitszentrums besprechen, einer Art Pop-up-Krankenhaus. „Dort könnten ukrainische Ärzte und Pflegekräfte ukrainische Geflüchtete versorgen.“
Ukrainer schnell integrieren
Gebel schlug zudem „gezielte Tandemlösungen“ vor, um Ukrainer schnell im Arbeitsmarkt zu integrieren. „Man könnte zum Beispiel ukrainische Erzieherinnen und Erzieher mit in die Kita reinnehmen.“ Auch in anderen Branchen sei so eine Art schnelle Einarbeitung gemeinsam mit dem Stammpersonal denkbar, etwa im Handwerk.
„Und wir sollten solche Tandemlösungen als Teil der Anerkennung von Berufsabschlüssen betrachten, damit es schneller geht“, sagte Gebel. „Ich glaube, dass wir es uns nicht leisten können, dass die Menschen hier drei Jahre oder länger auf eine Anerkennung ihrer beruflichen Abschlüsse warten“, betonte sie und verwies auf den Fachkräftemangel. Diese Anerkennung sei neben der Sprachbarriere die größte Hürde für eine Integration der Geflüchteten auf dem Arbeitsmarkt.
Quelle: dpa