Zum Langen Tag der StadtNatur am 11. und 12. Juni rechnet Berlins Wildtierexperte Derk Ehlert fest mit Beobachtungsmöglichkeiten von Fuchs, Waschbär und Co. auf seinen Schiffstouren durch Berlins wilde Mitte.
Am kommenden Wochenende ist wieder Langer Tag der StadtNatur in Berlin. Das heißt, eigentlich sind es zwei Tage. Denn für den 11. und 12. Juni haben die Stiftung Naturschutz und ihre Unterstützer ein ganz starkes Programm mit 500 Veranstaltungen auf die Beine gestellt.
Auf Expedition
Eine exklusive Radtour über den ehemaligen Flughafen TXL oder doch lieber eine Führung in grünem Garten auf grauem Neuköllner Parkdeck? Ob versteckte Oasen oder tierische Nachbarn im Kiez: An der Seite naturkundlicher Experten geht es am Langen Tag der StadtNatur auf Expedition ins wilde Berlin.
Von A wie „Abendwanderung mit Fledermäusen“ über Kanutouren, Moor-Exkursionen, Wildbienenführungen bis Z wie „Zauneidechsen-Pirsch“ ist für alle Alters- und Interessensgruppen etwas zum Entdecken, Kennenlernen und Staunen dabei. Einmal im Jahr lockt das Naturfestival mehr als 20.000 Besucher zu Berlins schönsten Naturschauplätzen an über 150 Orten in der ganzen Stadt.
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Der Fuchs ist los
Zu den absoluten Highlights in diesem Jahr zählen die Schiffstouren mit Wildtierexperte Derk Ehlert durch Berlins wilde Mitte. Mit ihm hat das Berliner Abendblatt vor dem Naturevent über Wildtiere in der Stadt gesprochen. „Berlin ist Heimat für viele Wildtierarten“, sagt Ehlert. Überall zum Beispiel sind Füchse zuhause. Und ja, wer hat nicht schon mal einen Fuchs im Stadtpark oder gar auf dem Fußweg flanieren sehen? Kein Wunder: Eine Untersuchung des Leibnizinstituts für Zoo- und Wildtierforschung hat ergeben, dass sich ungefähr 4.000 Füchse Berlin als ihre Heimatstadt ausgesucht haben. „Diese Stadtfüchse haben mit ihren Genossen auf dem Land wenig gemein“, sagt Derk Ehlert.
Zum einen seien ihre Reviere deutlich kleiner. „Stadtfüchse bewegen sich auf nur einem Quadratkilometer“, so der Experte. Und der Speiseplan unterscheidet sich enorm. Während Landfüchse auf die Jagd nach Mäusen gehen oder Aas fressen, gestalten sich die Stadtfüchse ihr Leben komfortabel. Aus den Jägern wurden Sammler. Sie finden in Mülleimern, an Hintereingängen von Restaurants oder Supermärkten ihre abwechslungsreiche Nahrung.
Guter Rattenfänger
„Gleichsam ist der Fuchs aber auch für die Stadt interessant. Denn er ist ein sehr guter Rattenfänger, dient also als Gesundheitspolizei der Stadt“, erklärt Ehlert. Gefahr geht von dem schönen rotfelligen Tier nicht aus. Weder der Fuchsbandwurm noch Tollwut wurden laut Ehlert in den vergangenen 30 Jahren in Berlin nachgewiesen. Und Angriffe auf Menschen hat es auch nie gegeben. Füchse sind übrigens besonders oft an Kindergärten, Schulen, Universitäten, Spielplätzen und Seniorenheimem anzutreffen. „Das hat einen Grund“, sagt Ehlert: „Dort gibt es keine Hunde. Das ist besonders wichtig, wenn Füchse ihre Jungen aufziehen.“
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Alte Stadtbewohner
Füchse können in der Stadt ein ziemlich hohes Alter erreichen. Drei bis vier Jahre sind keine Seltenheit, auch siebenjährige Füchse hat Derk Ehlert schon gemeldet bekommen. „Auf dem Land werden die Tiere vielleicht zwei Jahre alt, dann werden sie gejagt.“
Wölfe in der Stadt? Wölfe übrigens, die genau wie Füchse zu den Caniden, also zu den Hundeartigen, zählen, zeigen laut Ehlert keine Verstädterung. Im Südosten der Stadt habe wohl einmal eine Wölfin für ein paar Tage gelebt. „Es ist durchaus möglich, dass Wölfe auch mal am Stadtrand vorbeilaufen“, sagt Ehlert. In der Regel aber suchen sie ganz andere Nahrung, die sie eher im Wald und auf dem Land finden, etwa Rotwild und andere größere Tiere.
„Wir werden sicher Wildtiere sehen“
Wenn es am Langen Tag der StadtNatur mit ihm auf Schiffstour geht, können sich Besucher schon vorfreuen. Denn Derk Ehlert rechnet fest damit, dass die Teilnehmer Füchse, Waschbären, viele Vogelarten und eventuell sogar Biber vom Wasser aus beobachten können. Tickets für diese und die vielen anderen Veranstaltungen sind hier oder telefonisch erhältlich:(030) 26 39 41 41.
Text: Sara Klinke