Berlin (dpa/bb) – Die Freie Universität hat entschieden, die Veranstaltung mit UN-Sonderberichterstatterin Francesca Albanese nicht in Präsenz abzuhalten. Das Präsidium habe den organisierenden Professoren angeboten, den Vortrag online anzubieten, wie es in einer Mitteilung hieß. Albanese ist Sonderberichterstatterin des UN-Menschenrechtsrates für die besetzten palästinensischen Gebiete. Die Hochschule begründete die Entscheidung mit «der aktuellen Polarisierung und der nicht kalkulierbaren Sicherheitslage».
Wegner drängte zur Absage
Der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte die FU am Dienstag zu einer Absage gedrängt. Auch vom CDU-Wissenschaftsexperten Adrian Grasse, der deutsch-israelischen Gesellschaft und dem deutsch-jüdischen Verein Werteinitiative kam Kritik. Diese zielte zum Teil auch auf den zweiten angekündigten Teilnehmer, den israelischen Architekten Eyal Weizman.
Albanese ist seit 2022 Sonderberichterstatterin und hat mit Äußerungen zum Vorgehen Israels im Gazastreifen und den besetzten Gebieten mehrfach scharfe Kritik und den Vorwurf des Antisemitismus auf sich gezogen. Das gilt auch für Weizman, Gründer des Projekts Forensic Architecture, das das israelische Vorgehen im Gazastreifen als Völkermord bezeichnet.
FU-Präsident verteidigt Wissenschaftsfreiheit
Die Veranstaltung ist für den 19. Februar angekündigt und trägt den Titel «Bedingungen eines Lebens, das zerstört werden soll. Rechtliche und forensische Perspektiven auf den laufenden Gaza-Genozid». («Conditions of Life Calculated to Destroy. Legal and Forensic Perspectives on the Ongoing Gaza Genocide»).
FU-Präsident Günter M. Ziegler verteidigte die Wissenschaftsfreiheit: «Wo, wenn nicht an einer Universität können kontroverse Debatten geführt, Standpunkte gehört und wissenschaftlich eingeordnet werden. Wissenschaftsfreiheit ist ein grundgesetzlich geschütztes Gut, welches man nicht hoch genug bewerten kann. Politische und öffentliche Einflussnahme und zunehmende Polarisierung schaden der Wissenschaft.»
Gleichzeitig müssten Hochschulen aus Sicht der Universität sicherstellen, dass wissenschaftliche Veranstaltungen in einem Rahmen stattfänden, der einen sachlichen Austausch ermögliche.