Quartier Postbank-Tower

Lange umstritten und nun doch geplant: Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg hat grünes Licht für die Umgestaltung des Areals am ehemaligen Postbank-Tower gegeben. Ein Quartier mit Wohnungen, Büros und vielem mehr soll entstehen. 

Damit können die landeseigene Wohnungsbaugesellschaft Degewo und der Kölner Investor Art-Invest die Arbeiten an dem Projekt rund um den 90 Meter hohen ehemaligen Postbank-Tower weiter vorantreiben. Das berichette die Berliner Zeitung. Ziel sei es, ein gemischt genutztes Quartier mit Büros und Wohnungen und „vielfältigen Angeboten für Leben und Arbeiten“ zu errichten, teilten die beiden Unternehmen mit.

Lange umkämpftes Projekt

Das Projekt am Postbank-Tower war lange umkämpft, als es noch der Unternehmer Christoph Gröner umsetzen wollte. Dieser hatte 2018 auf einem großen Plakat an der Fassade des Postbank-Towers öffentlichkeitswirksam beklagt, in seinen Bauplänen behindert zu werden. Der Bezirk wies den Vorwurf zurück und warf Gröner wiederum vor, seine Pläne zulasten des Wohnanteils zwischenzeitlich geändert zu haben. Als Gröner bald darauf die Flächen an Art-Invest verkaufte, ging es mit dem Projekt voran.

Auf den nördlich gelegenen Flächen des 35.600 Quadratmeter großen Areals am Halleschen Ufer will die Degewo rund 320 Wohnungen bauen. Rund zwei Drittel davon sollen mit Förderung des Landes als Sozialwohnungen angeboten werden. Daneben will Art-Invest circa 66.500 Quadratmeter Gewerbefläche sowie 80 weitere Wohnungen errichten. Ob es sich dabei um Eigentums- oder Mietwohnungen handeln wird, steht derzeit noch nicht fest. Fest steht hingegen: Der alte Postbank-Tower soll erhalten bleiben und gewerblich sowie für Büros genutzt werden. Geplant sind zudem eine Kita, ein Supermarkt, weitere Geschäfte und Gastronomie. „Hier wird gezeigt, wie bezahlbares Wohnen in bester Lage gelingen kann“, sagte Stadtentwicklungssenator Sebastian Scheel (Linke). Nach zähem Ringen sei ein gutes Ergebnis gefunden worden, das nun umgesetzt werde.

2024 sollen die ersten Wohnungen stehen

Die Degewo will nach Angaben ihres Chefs Christoph Beck 2021 mit dem Bau beginnen und, „wenn alles klappt, bereits 2024 die ersten Wohnungen fertigstellen“. Die Berliner Niederlassungsleiterin von Art-Invest Lena Brühne sagte, sie freue sich, dass die Zusammenarbeit mit dem Bezirk und mit der Degewo „so partnerschaftlich, konstruktiv und vor allem auch zügig“ vorangehe. Sie wolle sich „hierfür bei allen Beteiligten bedanken“. Art-Invest Real Estate gilt als einer der größten Projektentwickler von Büros und Hotels in Deutschland. Das Unternehmen betreut nach eigenen Angaben derzeit ein Immobilienvermögen von rund sechs Milliarden Euro.

Die sogenannte Planreife des Projekts am Postbank-Tower wurde am Mittwoch vom bezirklichen Bauausschuss attestiert. Die Planreife beschreibt noch während der Aufstellung eines Bebauungsplanes, dass ein Projekt zulässig ist. Baustadtrat Florian Schmidt (Grüne) sagte auf Anfrage: „Wir sind jetzt mit dem Projekt einverstanden.“ Geplant sei, dass Art-Invest die Gebäude zum Halleschen Ufer errichte, bevor die Degewo den Wohnungsbau starte. „Die gewerblichen Bauten können dadurch die Funktion des Schallschutzes übernehmen, der ansonsten in den Wohnungen eingebaut werden müsste“, so Schmidt. „Ein Problem gibt es aber noch“, sagte der Stadtrat. So fordere das Bündnis Stadtnatur, auf den Neubau an der Ecke Großbeerenstraße/Hallesches Ufer zu verzichten, „weil sich dort nach deren Angaben ein schützenswertes Habitat für Vögel“ befinde. „Wir sagen dagegen, dass die Pläne umweltrechtlich in Ordnung sind und ausreichend Kompensationsmaßnahmen und Schutzmaßnahmen vorgesehen sind“, so Schmidt.

Später Aufschrei

Die Sache sei aber typisch. „Wir planen jetzt seit zehn Jahren mit zahlreichen Partizipationsverfahren und im letzten Moment kommt so ein Aufschrei“, sagt Schmidt. Ähnliches passiere am Dragoner-Areal. Das gleiche Bündnis wolle auch dort den Grünbewuchs vor einer Bebauung schützen. Aufgrund von Debatten im Bezirksamt hätten beim Dragoner-Areal aber bereits Umplanungen stattgefunden, womit mehr Grün erhalten bleibe und sogar anstelle eines Parkplatzes auf dem Rathausgelände eine echte Grünfläche neu entstehe, so der Stadtrat. Schmidt verteidigt sowohl die Pläne für das Quartier am Postbank-Tower als auch am Dragoner-Areal: „In beiden Fällen entstehen neue Quartiere mit bezahlbarem Wohnraum – und Ökologie ist Teil der Konzeption.“

Datum: 29. November 2020, Text: Ulrich Paul, Bild: iArt-Invest Real Estate