Trainer Magath
Felix Magath soll die Herthaner vor dem Abstieg bewahren. Bild: Kay Nietfeld/dpa/Archivbild

Nachfolger von Korkut steht jetzt fest: Felix Magath kehrt zurück zu Hertha BSC. Er soll den Bundesligisten vor dem Abstieg bewahren.

Vielleicht dachte Herthas Geschäftsführer Fredi Bobic vor seinem Trainer-Coup auch an Shandong Taishan. Der Fußball-Club aus der chinesischen Super League ist der bislang letzte in einer durchaus respektablen Liste, den der einst als Quälix und Schleifer bekannte Felix Magath vor dem Abstieg aus der Erstklassigkeit bewahrte. Allerdings ist die sportliche Heldentat in Fernost fast sechs Jahre her.

Die Nachricht vom Acht-Spiele-Engagement des 68-jährigen Magath beim in jüngerer Vergangenheit zu Turbulenzen und Fehlleistungen neigenden Berliner Bundesligisten sorgte am Sonntagabend zunächst für Kommentare zwischen purer Überraschung und beißendem Spott. Jüngeren Hertha-Fans muss der neue Übungsleiter vermutlich erst genauer vorgestellt werden.

In Parade-Rolle schlüpfen

Magath soll nach langer Abstinenz am deutschen Fußball-Spitzenmarkt in Berlin noch einmal in seine alte Parade-Rolle schlüpfen und den Retter-Job übernehmen. „Ich hatte sehr klare Gespräche mit Fredi Bobic. Uns ist die sportliche Lage bewusst. Ich bin bereit, mit all meiner Erfahrung dabei zu helfen, den Klassenerhalt zu erreichen. Wichtig ist jetzt die volle Fokussierung von allen auf die verbleibenden Spiele“, sagte Magath.

Dass die Wahl beim Tabellen-17. auf Magath fiel, wirkt logisch und unwirklich zugleich. Logisch, weil bis heute wohl außer dem tatsächlich ins Trainer-Rentenalter eingetretenen Huub Stevens nur Magath noch den Ruf hat, die total verkorkste Gruppendynamik eines Fußball-Teams mit autoritärer Hand korrigieren zu können. Genau diese Fähigkeit braucht die Hertha dringend, und sie fehlte dem am Sonntag beurlaubten Tayfun Korkut. Unwirklich, weil Magath eben ein Gesicht und Charakter der Nuller-Jahre ist.

Erfolgsgeschichte fortsetzen

Anfang des Jahrtausends rettete er Eintracht Frankfurt und den VfB Stuttgart vor dem Abstieg. 2005 und 2006 holte er mit dem FC Bayern München das Double, 2009 folgte das Meisterstück mit dem VfL Wolfsburg. 2012 rettete er den Niedersachsen dann noch die Bundesliga-Zugehörigkeit, als sein Ruf schon Kratzer hatte. Ironie der Geschichte: Im gleichen Jahr setzte die Hertha im Existenzkampf schon einmal auf einen Oldie – und scheiterte mit Otto Rehhagel in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf dramatisch.

Magath ist heute mit 68 Jahren fünf Jahre jünger als Rehhagel damals. In einem «Kicker»-Interview sprach er kürzlich von einem einst drohenden Burn-Out und dem Willen, noch einmal als Trainer in die Bundesliga zurückzukehren.

 


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Dass in ironischen Social-Media-Kommentaren Vergleiche mit König Otto gezogen werden, wird Magath vermutlich mit einem Lächeln ignorieren. Wenn er am Montag um 13.00 Uhr bei der Hertha offiziell vorgestellt wird, wird er womöglich wieder seinen Pfefferminzteebeutel ausdrücken – als wäre er nie weg gewesen aus dem Fußball-Business. Ungewöhnlich für Magath: Der freie Montag wurde den Hertha-Profis erstmal nicht gestrichen. Erst am Dienstag beginnt die Vorbereitung auf das Debüt am Samstag gegen die TSG 1899 Hoffenheim auf dem Platz.

Lange Abstinenz

Herthas Geschäftsführer Fredi Bobic umging bislang auch jede Bemerkung zu Magaths langer Absenz. „Die Vita von Felix Magath spricht für sich. Er hat schon vielfach bewiesen, dass er mit seiner Erfahrung in jeglicher sportlichen Situation an den richtigen Stellschrauben drehen kann, um uns aus unserer sportlich herausfordernden Lage herauszuführen“, sagte der 50-Jährige.

Dass die ollen Kamellen um Magath, der sich zuletzt erfolglos als Berater des Flyeralarm-Projekts bei den Würzburger Kickers kümmerte, wieder ausgepackt werden, wird Bobic ertragen müssen. Frankfurts Nicht-Abstiegsheld Jan-Aage Fjörtoft erinnerte gleich an seinen Spruch, dass Magath vielleicht die Titanic nicht gerettet hätte, aber alle Passagiere fit gewesen wären. Berlin könnte also passen. Die Hertha verdankt ihren Namen bekanntlich einem Ausflugsdampfer aus dem 19. Jahrhundert.

Quelle: dpa