Das Strandbad Tegel öffnet ab Pfingsten wieder für Besucher, allerdings ohne Busanbindung. Politiker verschiedener Parteien wollen das ändern. Kritik gibt es an der Informationspolitik des Bezirksamts Reinickendorf.
„Nur mit einer guten ÖPNV-Anbindung wird das Strandbad nach Wiedereröffnung für alle erreichbar sein“, sagt David Jahn, verkehrspolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Reinickendorfer Bezirksparlament. Vom Senat, der zusätzliche Nahverkehrsangebote in dem Bereich bislang ablehnt, fordert er Unterstützung.
Jahn kritisiert das Bezirksamt Reinickendorf. „Über ein halbes Jahr lang hat das Bezirksamt der Bezirksverordnetenversammlung und der BVG die Information vorenthalten, dass der Senat sich gegen eine Busanbindung entschieden hat. Seit Oktober liegt dem Bezirksamt das Schreiben der Senatsverwaltung vor.“ Noch im Februar hatte der Verkehrsausschuss einstimmig einen von der SPD-Fraktion initiierten Dringlichkeitsantrag für eine Busanbindung angenommen.
Wertvolle Monate verloren
Die zuständige Stadträtin Katrin Schultze-Berndt (CDU) hätte die BVV informieren müssen, so Jahn, der sich auf Schultze-Berndts Antwort auf seine parlamentarische Anfrage stützt. „Nun haben wir wertvolle Monate verloren und es bleibt nur noch wenig Zeit bis zur Eröffnung.“
In dem Schreiben heißt es demnach: „Dem Bezirksamt wurde in einem Schreiben der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz vom 13. Oktober 2020 mitgeteilt, dass zusätzliche ÖPNV-Angebote zum Strandbad Tegel nicht geplant sind. Das Schreiben wurde der BVG am 31. März 2021 zur Verfügung gestellt, da es dort nicht bekannt war.“
Schultze-Berndt weist Jahns Darstellung zurück. Das Bezirksamt habe der BVG die Mitteilung der Senatsverkehrsverwaltung an den Bezirk, wonach sie eine Busanbindung nicht für erforderlich halte, umgehend weitergeleitet, Das Bezirksparlament sei ebenfalls über diesen Umstand informiert worden, zuletzt im Rahmen der Beantwortung einer Mündlichen Anfrage am 17. März. „Herr Jahn kann nicht behaupten, nichts gewusst zu haben“, sagt sie. „Der Wahlkampf wirft hier deutlich seine Schatten voraus.“
Die FDP-Fraktion werde sich auch weiterhin für eine Busanbindung einsetzen. Jahn: „In der Sitzung des Verkehrsausschusses am 30. April werden wir die Busanbindung als Besprechungspunkt beantragen. Wir müssen jetzt schnell aufklären, woran eine Busanbindung bislang scheitert, damit schnellstmöglich alle notwendigen Maßnahmen getroffen werden können.“
CDU fordert Ausnahmegenehmigung für Busanbindung
Auch die CDU macht Druck in Sachen Busanbindung. „Immerhin hat der Berliner Senat die BVG darum gebeten, eine Prüfung von Angebotsmaßnahmen für ein erweitertes ÖPNV-Angebot im innerstädtischen Freizeit- und Erholungsverkehr vorzunehmen“, so der Wahlkreisabgeordnete Stephan Schmidt. „Ob es über diesen Weg aber eine kurzfristige Lösung geben wird, ist zweifelhaft. Der erste Schritt für die Busanbindung des Strandbades Tegel muss vom Senat ausgehen, denn dieser ist der zuständige Aufgabenträger für den ÖPNV.“
Alle Beteiligten würden eine Busanbindung für das Strandbad Tegel wollen, so Schmidt. „Es muss doch möglich sein, für die erste Saison des Strandbades eine vorläufige Busanbindung zu ermöglichen und dafür eine Ausnahmegenehmigung zu erteilen. Ich fordere alle Beteiligten auf, dies kurzfristig zu prüfen und umzusetzen.“
Wildes Parken zu befürchten
Auch Schultze-Berndt setzt sich für eine Lösung des Problems ein. „Das Bezirksamt hat ein großes Interesse an der Wiedereröffnung und einer guten verkehrlichen Anbindung dieses Ausflugsortes“, sagt sie über das Strandbad Tegel. „Meine Lieblingsidee ist die Anbindung mit einem autonom fahrenden Elektrobus. Dann könnten in der Saison Badegäste bequem aus Heiligensee und über den Schwarzen Weg zum Strandbad gebracht werden und die Schadstoffbelastung wäre minimiert.“ Zuständig für die Verkehrsanbindung sei aber der Senat.
Fahrerlose Busse, die im Ortskern von Tegel bereits unterwegs sind, könnte sich auch die SPD-Abgeordnete Nicola Böcker-Giannini vorstellen. Verkehren könnten sie ab und bis Konradshöhe oder Tegelort, sagt sie. „Für eine solche Lösung spricht die Tatsache, dass diese Busse wesentlich schmaler als gewöhnliche BVG-Busse sind und es somit keine Probleme auf der engen Zufahrt geben würde.“ Böcker-Giannini hält den Bedarf in jedem Fall für gegeben: „Schon jetzt sind die Parkplätze vor dem Strandbad an vielen Tagen komplett belegt, weil viele Spaziergänger mit dem Auto anreisen. Wenn das Strandbad öffnet, wird die Nachfrage noch größer sein. Um wildes Parken zu vermeiden, brauchen wir eine ÖPNV-Anbindung.“
Datum: 29. April 2021, Text: Nils Michaelis, Bild: imago/Jürgen Ritter