In vielen Kitas wird es eng.
In vielen Kitas wird es eng.

Vor allem Lübars, Wittenau und Waidmannslust erhalten weitere Betreuungsplätze.

Die Reinickendorfer FDP-Fraktion drückt beim Kita-Ausbau aufs Tempo. „Wegen der steigenden Bevölkerungszahl und der Attraktivität Reinickendorfs für junge Familien ist mit einem höheren Bedarf an Betreuungsplätzen zu rechnen“, so der stellvertretende Fraktionsvorsitzende David Jahn. „In keinem anderen Berliner Bezirk wohnen relativ gesehen so viele Familien mit Kindern. Das ist schön, aber das Bezirksamt muss die Weichen stellen, damit das auch so bleibt.“

Laut einer Kalkulation des Bezirksamtes könnten in diesem Jahr und den darauffolgenden zwei Jahren insgesamt 2.152 Kitaplätze entstehen. Die Gesamtzahl würde dann bei 12.619 liegen. Davon wurden bis zum Juni 170 Plätze geschaffen, 55 weitere stehen demnach seit Juli zur Verfügung. Laut einer Bevölkerungsprognose des Senats haben Ende des kommenden Jahres allerdings etwa 14.454 Kinder zwischen einem und sechs Jahren einen Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz. Gegenüber Ende 2018 bedeutet dies eine Zunahme um etwa 510 Kinder.

Neubau in Lübars abgelehnt

Jahn bezeichnet die Zahlen zum zu erwartenden Platzbedarf als veraltet. Schon jetzt sei es so, dass viele Kinder in anderen Bezirken einen Kindergarten besuchen müssen. Jahn: „Angesichts der aktuellen Zahlen ist absolut unverständlich, wie das Bezirksamt Neubauangebote, wie etwa im vergangenen Jahr in Lübars, mit dem Hinweis auf eine kleine Abweichung vom Bebauungsplan ablehnen kann.“ Jahn fordert eine Kita-Offensive für Reinickendorf. Er kündigt an, sich in den kommenden Monaten mit Kindergärten, Elternverbänden und Entscheidungsträgern auszutauschen, um konkrete Ideen für eine Beschleunigung des Ausbaus in die Bezirksverordnetenversammlung einzubringen. Nach Angaben der Senatsbildungsverwaltung gab es Ende Juni bezirksweit 10.856 Plätze in Kitas und Tagespflegestätten. Die insgesamt 155 Kindertagesstätten waren zu 95,8 Prozent ausgelastet.

Märkisches Viertel profitiert

Laut Bezirksamt sollen beispielsweise für die Region Waidmannslust/Wittenau/Lübars in diesem Jahr 154 Kitaplätze geschaffen werden. Davon waren bis zum Juli 85 Plätze realisiert. Im Märkischen Viertel waren es 50 von 95 Plätzen. Wie es um das angestrebte zusätzliche Platzangebot in den Bereichen Reginhardstraße (100) oder Alt-Reinickendorf (44) steht, bleibt in dem Schreiben offen.

Berlinweit sind im vergangenen Jahr insgesamt 80 Kita-Projekte durch das Landesprogramm „Auf die Plätze, Kitas, los!“ gefördert worden. Die Fördermittel summierten sich auf 45,8 Millionen Euro. Mit dem Geld entstanden 4.204 neue Kita-Plätze. Für das Programm stehen im Doppelhaushalt 2018/19 insgesamt 60 Millionen Euro zur Verfügung. Gefördert werden Neu- und Umbaumaßnahmen. Die Fördersummen für Umbau-Maßnahmen wurden auf bis zu 15.000 Euro pro Platz erhöht (vorher: 10.000 Euro), für Neubauprojekte auf bis zu 25.000 Euro (vorher: 20.000 Euro).

Für den weiteren Ausbau stehen in Berlin außerdem rund 85 Millionen Euro aus dem Sondervermögen Infrastruktur der wachsenden Stadt und Nachhaltigkeitsfonds für modulare Kita-Bauten bereit. Darüber hinaus stehen rund 55 Millionen Euro aus dem „Bundesprogramm für Investitionsmaßnahmen zum bedarfsgerechten Ausbau der Kindertagesbetreuung“ zur Verfügung.

Datum: 29. August 2019. Text: Nils Michaelis. Bild: Getty Images Plus/iStock/Nadezhda190