Berlin (dpa/bb) – Zum Prozessauftakt am Berliner Landgericht um eine mutmaßliche Entführung haben die drei angeklagten Männer geschwiegen. Die 24- und 25-Jährigen sollen vor mehr als drei Jahren ein junges Paar in ihre Gewalt gebracht haben, um Geld zu erpressen. Hintergrund sollen laut Ermittlungen angebliche Schulden in Höhe von 65.000 Euro gewesen sein. Die Anklage lautet auf erpresserischen Menschenraub und Freiheitsberaubung. Bei einem der Männer, einem 24-Jährigen, geht es zudem um gefährliche Körperverletzung und sexuelle Belästigung.
Sie sollen die Freundin eines damals 23-Jährigen am frühen Morgen des 25. März 2022 zu einem Parkplatz eines Baumarkts in Berlin-Neukölln beordert haben – «in der Annahme, die angehende Justizsekretärin könnte ein Darlehen aufnehmen», heißt es in der Anklage. Die Frau soll vom Handy ihres Partners aus kontaktiert worden sein. Man habe ihr erklärt, sie müsse für Schulden ihres damaligen Freundes «büßen». Möglicherweise sei es um Geschäfte mit Handys gegangen, hieß es im Prozess.
Frau in ein Café gebracht und eingeschlossen
Die Frau soll laut Anklage aufgefordert worden sein, mit Unterlagen wie Lohnabrechnungen und Ausweis auf dem Parkplatz zu erscheinen. Aus Sorge um ihren Freund habe sie sich zu dem Treffpunkt begeben, so die Anklage. Die Frau sei dann in ein Café gebracht und eingeschlossen worden. Unterlagen sowie ihre Bankkarte samt PIN habe sie aus Sorge um ihren Freund an einen der Angeklagten übergeben. Zu einem Kredit sei es allerdings nicht gekommen.
Als die Frau die Polizei rufen wollte, soll der 24-Jährige dies verhindert haben, indem er ihr drohte, Bilder, die er auf dem Handy ihres Freundes entdeckt zu haben glaubte, zu veröffentlichen. Außerdem soll er die Frau am Oberschenkel berührt und versucht haben, ihren BH zu öffnen. Schließlich sei ein anderer Angeklagter mit dem Freund der Frau im Café erschienen. «Er wies bereits ein blaues Auge, Beulen am Kopf und Kratzer auf», so die Anklage.
Das Trio sei mit dem Paar dann über Stunden hinweg durch die Stadt gefahren. Gegen 23 Uhr seien die beiden damals 23-Jährigen freigelassen worden. Sie sollen anschließend aus Angst vor weiteren Übergriffen über Österreich in die Türkei geflüchtet sein. Nur die Frau sei später zurückgekehrt – im Juli 2022 habe sie Anzeige erstattet. Der Prozess wird am 12. August fortgesetzt.