Der kommende Winter wird für viele Mieter ungemütlich. Landeseigene Wohnungsunternehmen wollen die Heiztemperatur begrenzen. Der Grund sind die explodierenden Energiepreise.
In einigen Wochen werden die Tage wieder deutlich kürzer und kühler. Früher hätte man sich kurz vor dem Start der Heizperiode darauf gefreut, es sich zu Hause mal wieder so richtig gemütlich zu machen. Im Zeichen der Energiekrise ist es auch mit dieser Gewissheit vorbei. Insbesondere viele Berliner Mieter müssen sich auf ungemütliche Zeiten einstellen.
Der Grund dafür sind die Energiesparpläne der landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften. Nach Angaben des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) wollen Howoge, Degewo und Co. in der kommenden Heizphase die Raumtemperatur limitieren. In den mehr als 300.000 Wohnungen soll sie tagsüber bei maximal 20 Grad liegen. Nachts soll sie bei 17 Grad gedeckelt werden. Die reduzierte Wärme würde sich im gesetzlichen Rahmen bewegen, hieß es.
Kühle Nächte
Das private Unternehmen Vonovia, das nach eigenen Angaben etwa 42.000 Wohnungen in der Hauptstadt besitzt, hatte bereits im Juli angekündigt, die Temperatur der Gas-Zentralheizungen entsprechend einer Raumtemperatur von 17 Grad Celsius in der Zeit zwischen 23 und 6 Uhr zu reduzieren. Gleiches plant die Deutsche Wohnen. Man habe sich entschlossen, die obligatorische Nachtabsenkung von 18 Grad auf 17 Grad anzupassen. Tagsüber verändere sich nichts.
Wegen der steigenden Energiepreise sparen viele Mieter ohnehin schon, wo es geht. Dass die Wärme nun seitens der Vermieter limitiert wird, dürfte dennoch einigen übel aufstoßen. Das sieht auch der Berliner Mieterverein so. Eine Absenkung könne sinnvoll sein, um Kosten zu sparen, müsse aber mit den Mietern abgesprochen werden, so die stellvertretende Geschäftsführerin Wibke Werner gegenüber dem „Tagesspiegel“. Dass Wohnungsbaugesellschaften vorpreschen, sei problematisch.
Vulnerable Gruppen
Überdies geht es nicht nur ums Geld, sondern auch um die Gesundheit. Was ist zum Beispiel mit Alten und Kranken, die ein höheres Wärmebedürfnis haben? Sollen sie sich in Decken hüllen oder stromfressende Heizlüfter anschaffen, um gut durch den Winter zu kommen?
Der Linke-Abgeordnete Niklas Schrader fordert, dass gerade für diese Personenkreise die Wohnqualität erhalten bleibt. „Sollte die Heiztemperatur heruntergeregelt werden, müssen die Wohnungsbaugesellschaften eine technische Lösung finden, wie vulnerable Gruppen davon ausgenommen werden können“, sagte er dem „Tagesspiegel“. Die landeseigenen Wohnungsunternehmen sollten das nicht selbst entscheiden, sondern mit den Mieterbeiräten absprechen.
Unterdessen geht das Land Berlin beim Energiesparen mit gutem Beispiel voran: In allen öffentlichen Gebäuden wurde die Raumtemperatur zum Monatsbeginn von durchschnittlich 22 auf 19 Grad abgesenkt. So sieht es die Energieeinsparverordnung des Bundes vor.
Was meinen Sie, liebe Leserinnen und Leser? Sind 20 Grad Raumtemperatur in der Wohnung genug? Nehmen Sie an unserer Umfrage teil! Den Kasten dazu finden Sie in der rechten Leiste auf der Startseite.
Text: Nils Michaelis