Böhlen/Schkopau (dpa) – Angesichts der geplanten Stilllegung von Anlagen des US-Konzerns Dow sehen Verbände und Kammern nicht nur für die Chemiebranche in Mitteldeutschland eine Gefahr. Auch die Bauindustrie in Ostdeutschland sei dadurch gefährdet, teilte der Bauindustrieverband Ost mit.
Dow sei ein wichtiger Produzent für viele relevante chemische Baustoffe wie Bindemittel oder Kleb- und Dichtstoffe. «Ein Wegfall könnte Lieferketten unterbrechen und die Verfügbarkeit von chemischen Baumaterialien erschweren», warnte der Verband.
Auch die IHK Halle-Dessau sieht in der Ankündigung eine Gefahr für den mitteldeutschen Chemiestandort. «Die Entscheidung ist eine Hiobsbotschaft», sagte IHK-Präsident Sascha Gläßer. Die Mitteilung komme nicht überraschend, sei aber umso alarmierender.
«Industriestandort verliert an Wettbewerbsfähigkeit»
«Deutschland verliert als Industriestandort zunehmend an Wettbewerbsfähigkeit», sagte er. Besonders die chemische Industrie leide unter stark gestiegenen Energiepreisen, hohen Standortkosten und langwierigen Genehmigungsverfahren. Es gelte jetzt, die verbleibende Zeit bis zur Stilllegung zu nutzen, damit kein Dominoeffekt entstehe.
Grüne sehen drohende Abhängigkeiten
Dow hatte am Montag mitgeteilt, einen Teil seiner Anlagen in Schkopau in Sachsen-Anhalt und im sächsischen Böhlen Ende 2027 zu schließen. Davon sind nach Unternehmensangaben direkt rund 550 Beschäftigte betroffen.
Die Grünen in Sachsen sehen durch den Wegfall der Anlagen auch eine Gefahr für die Lieferketten. «Die vergangenen Krisen-Jahre haben uns gezeigt, dass wir in unabhängige europäische Produktion investieren müssen», sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im sächsischen Landtag, Wolfram Günther. Die Nachricht von den beabsichtigten Schließungen sei ein Rückschlag für die Bemühungen um mehr Unabhängigkeit.