Térèse (Emma Bading, re. ) will, dass Filippo (Michele Riondino, Mi.) sich dem Zug der Gemeinde anschließt. Bild: missingfilms
Térèse (Emma Bading, re.) will, dass Filippo (Michele Riondino, Mi.) sich dem Zug der Gemeinde anschließt. Bild: missingfilms

NEU IM KINO Regisseur Jaap van Heusden begibt sich mit seinem neuen Film „Der Mann aus Rom“ auf christliches Terrain.

In der katholischen Kirche glaubt man an übernatürliche Dinge. Die Sinnhaftigkeit einer gebärenden Jungfrau oder einer Wiederauferstehung wird nicht angezweifelt. Somit wäre es verständlich, wenn auch weinende Marienstatuen unhinterfragt in den Glaubenskosmos überführt würden. Eine Überprüfung findet dennoch statt.

Damit eine Tränen vergießende Statue den Wunderstatus erhalten kann, muss sie in der Lage sein, Spontanheilungen zu bewirken – bei einer einzigen Berührung.

Skepsis am „Trostzeichen Gottes“

Térèse, Bewohnerin eines kleinen holländischen Dorfes, behauptet, eine Marienstatue habe geweint. Für die Gemeinde ist es ein Trostzeichen Gottes, das jene Wunden heilen soll, die ein vier Jahre zurückliegender Amoklauf in das Leben der Menschen gerissen hat. Der Priester Filippo, extra aus Rom gesandt, um Nachforschungen anzustellen, hält die Wunder-Statue allerdings für manipuliert. Vor Ort stößt er mit seiner Skepsis auf Ablehnung.

Der Priester wird von dem italienischen Schauspieler Michele Riondino verkörpert, bekannt aus der Netflix-Serie „Treue“. Emma Bading, zuletzt mit „In Liebe, Eure Hilde“ im Kino, spielt die vom Amoklauf traumatisierte Térèse. Zwischen Priester und Mädchen entsteht eine Spannung, die zwischen Misstrauen, Neugier und körperlicher Anziehung changiert. 

Zwischen Glaube und Realität

Regisseur Jaap van Heusden hat 2017 für seinen Film „In Blue“ den Hauptpreis bei den Niederländischen Filmfestspiele erhalten. Mit starken Bildern, reduzierten Dialogen und wenig Musik führt er nun in „Der Mann aus Rom“ seinen kargen Erzählstil fort.

In der ersten Hälfte gibt es eine Szene, in der ein Familienvater Filippo eindringlich davor warnt, seine Befürchtungen um die manipulierte Statue öffentlich zu machen. Hier wird deutlich, was uns van Heusden mit seinem Film erzählen möchte: Es geht ihm um das Spannungsverhältnis zwischen Glaube und Realität. Filippo ist trotz seines Glaubens ein pragmatischer Mann, der wenig von Wundern hält. Er betont die Willkür und Belanglosigkeit des Lebens. Konfrontiert mit der Trauer des Dorfes, beginnt er an seiner Hoheitsgewalt und Recht darin einzudringen, zu zweifeln.


Der Mann aus Rom NL/D 2023, 107 Min., OmU, R: Jaap van Heusden, D: Michele Riondino, Emma Bading, Kinostart: 12. Dezember 2024