Baukran in Berlin
Laut einer Studie droht Berlin schon in diesem Jahr aktuter Wohnungsmangel. Bild: Imago/Frank Sorge

Laut einer Studie des renommierten Pestel-Instituts in Hannover droht Berlin schon in diesem Jahr ein Rekord-Wohnungsmangel.

Nötig sei jetzt ein „Extraschub“ fürs Wohnen – und zwar ein „Bau-Booster“ gezielt für den sozialen Wohnungsbau. Denn nichts braucht Deutschland und vor allem Berlin so sehr wie Sozialwohnungen: „Wir haben eine Rekord-Zuwanderung. Und wir werden 2023 einen Rekord-Wohnungsmangel bekommen – auch in Berlin: das größte Wohnungsdefizit seit Jahrzehnten“, sagt Matthias Günther. Der Leiter des Pestel-Instituts in Hannover erwartet in diesem Jahr vor allem „einen neuen Notstand bei den Sozialwohnungen“ in Berlin. Denn wer nach Deutschland flüchte und bleibe, sei auf den sozialen Wohnungsmarkt angewiesen.

Wohnungsmangel auf Rekordniveau

Das Pestel-Institut (Hannover) hat zusammen mit dem Wohnungsbau- und Bauforschungsinstitut ARGE (Kiel) eine Studie erstellt: „Bauen und Wohnen in der Krise“ – beauftragt vom Bündnis „Soziales Wohnen“. Im Fokus steht eine Krisen-Prognose für den sozialen Wohnungsmarkt. Vorgestellt wird die Untersuchung auf einer Pressekonferenz am 12. Januar. Mit dabei sind unter anderem Vertreter vom Deutschen Mieterbund (DMB), der Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie (CBP) sowie der IG BAU vom Bündnis „Soziales Wohnen“.

Die Studie analysiert den sozialen Wohnungsmarkt – auch für Berlin. Sie gibt Aufschluss über den aktuellen Bedarf an Sozialwohnungen – und liefert eine Prognose, wie eklatant sich der Mangel an Sozialwohnungen in diesem Jahr entwickeln wird.

Enorme Unterschiede

Das Pestel-Institut ermittelt in seiner Untersuchung außerdem enorme Unterschiede beim „politischen Eifer“ einzelner Bundesländer, den Bau neuer Sozialwohnungen voranzutreiben: Auf der Pressekonferenz wird ein Länder-Ranking zum sozialen Wohnungsbau vorgestellt. So viel vorab: „Das Musterland des sozialen Wohnungsbaus liegt eindeutig im Norden. Die Bundeshauptstadt Berlin unternimmt dagegen eindeutig zu wenig, die Bundesregierung bei ihrer Zielmarke von 100.000 Sozialwohnungen pro Jahr zu unterstützen“, so Pestel-Institutsleiter Matthias Günther.


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Neu berechnet haben die Wissenschaftler auch das Geld, das der Staat in die Hand nehmen muss, damit neue Sozialwohnungen entstehen. So viel steht fest: Es wird deutlich teurer. „Die Förderung muss auf neue Füße gestellt werden, wenn sie einen Effekt haben soll. Hier rächt sich, dass der Staat den Bau von Sozialwohnungen seit Jahren extrem vernachlässigt hat. So bitter es ist, jetzt gilt: Wer zu spät fördert, zahlt drauf“, sagt Prof. Dietmar Walberg. Der ARGE-Institutsleiter wird mit Blick auf die aktuellen Baukosten neue Zahlen präsentieren. Auf der Pressekonferenz geht es damit auch um die für den Bau von Sozialwohnungen jetzt notwendigen konkreten Fördersummen von Bund und Ländern.

Sozialwohnungen first

Das Bündnis „Soziales Wohnen“ fordert in diesem Zusammenhang einen „entschlossenen Kurswechsel“ von Bund und Ländern: „100.000 Sozialwohnungen first“, so das Votum der fünf Organisationen und Verbände, die sich in dem Bündnis zusammengeschlossen haben.


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Ziel müsse es jetzt sein, die „volle Förderkraft“ von Bund und Ländern in den sozialen Wohnungsbau zu stecken und so die Baukapazitäten darauf zu konzentrieren, wo sie am dringlichsten gebraucht würden: für das soziale Wohnen. „Hier geht es um einen gerade auch für Berlin äußerst sensiblen Punkt, der den sozialen Frieden in der Gesellschaft enorm und akut gefährdet: um das Wohnen – um das Dach über dem Kopf“, so das Verbändebündnis „Soziales Wohnen“. Es wird dazu am Donnerstag konkrete Forderungen vorlegen.

Text: Redaktion