Warten auf den Impfbus

Was in Sachsen und Thüringen schon Realität ist, planen Politiker auch fürs ganze Land: die Impfpflicht durch die Hintertür.

Der Fußballprofi Joshua Kimmich lieferte am 30. Oktober eine tadellose Leistung im Auswärtsspiel seiner Bayern beim 1. FC Union Berlin ab.

Das zu betonen, hat einen ernsten Grund: Nachdem sich Kimmich am 23. Oktober als „Nochnichtgeimpfter“ geoutet hatte, sah sich der 26-Jährige in den zurückliegenden Tagen einer Art Staatsmobbing ausgesetzt, an dem weniger stabile junge Menschen wahrscheinlich zerbrochen wären.

Keine Impfpflicht

Gesundheitspolitiker aller Couleur nahmen Kimmich aufs Korn, sogar der Sprecher der Bundesregierung ließ es sich nicht nehmen, die Vorbildrolle Kimmichs infrage zu stellen.

Erst als die geschäftsführende Bundeskanzlerin, Angela Merkel, darauf hinwies, dass ein Profifußballer auch ein Bürger sei, „der in einem Land ohne Impfpflicht das Recht hat, sich nicht impfen zu lassen“, ließ der Shitstorm auf Kimmich nach.

Zu akzeptieren, dass es in Deutschland keine Impfpflicht gibt, fällt in diesen Tagen vielen Politikern immer schwerer.

Auch deshalb basteln sie an Plänen, die Impfpflicht quasi durch die Hintertür einzuführen.

Während die Ampel-Parteien auf Bundesebene das Ende des Ausnahmezustands planen, bereiten immer mehr Bundesländer scharfe Corona-Beschränkungen vor – insbesondere für Ungeimpfte.

Mancherorts soll es bereits in wenigen Tagen so weit sein.

Steigende Zahlen

Sachsen zum Beispiel bereitet als erstes Bundesland Corona-Maßnahmen vor, die einem Lockdown für Ungeimpfte gleichkommen würden.

Wie die „Leipziger Volkszeitung“ unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, erwägt die Landesregierung aufgrund der stark steigenden Corona-Zahlen das 2G-Modell verpflichtend für viele Lebensbereiche zu machen.

Konkret dürften bei Umsetzung der Pläne Menschen ohne Immunisierung nur noch Geschäfte des täglichen Bedarfs aufsuchen, also etwa Supermärkte oder Apotheken.

Einkäufe im sonstigen Einzelhandel wären aber ebenso unmöglich wie die Anwesenheit am Arbeitsplatz.

Schwere Verläufe

Ziel der Aktion ist, die Durchimpfungsrate zu erhöhen. Dies bleibt das Mittel der Wahl, weil Impfungen laut Epidemiologe Hajo Zeeb vom Leibniz-Institut Bremen vor allem vor schweren Krankheitsverläufen nachweislich schützen.

Auch heute, so Zeeb, würden größtenteils Ungeimpfte auf den Intensivstationen der Krankenhäuser landen.

Steht am Ende die Frage, wie man Nichtgeimpfte davon überzeugt, sich impfen zu lassen.

Nicht auf Zwang, sondern auf niedrigschwellige Angebote in Einkaufszentren und Impfbussen setzt das Berliner Deutsche Rote Kreuz.

„Mehr und mehr Menschen werden es sich mit Blick auf Weihnachten wohl noch zweimal überlegen, ob sie sich nicht doch impfen lassen“, hofft DRK-Sprecher Dirk Hintzmann. in der Berliner Zeitung. Viele wollten es nicht so einsam verbringen wie im vergangenen Jahr.

Text: Ulf Teichert, Bild: imago images/Eckel