Potsdam/Berlin (dpa/bb) – Brandenburg will Berliner Azubis zur Ausbildung ins Nachbarland locken. Davon könnten nach Ansicht von Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) beide Länder gewinnen. «Wir haben natürlich ein Interesse, dass wir auch Berlinerinnen und Berliner ansprechen, in Brandenburg eine Ausbildung aufzunehmen», sagte Keller vor einer Sitzung des Brandenburger Bündnisses für Gute Arbeit. In Berlin «gibt es mehr Auszubildende, weniger Ausbildungsplätze».
«Wir müssen diese Ländergrenze, die oftmals auch noch eine Grenze in den Köpfen der Jugendlichen ist, auch wegbekommen», sagte Keller. Dafür müssen aber nach Angaben des Ministers einige Voraussetzungen erfüllt sein. «Das können wir nur mit einer guten Mobilität, das können wir nur, wenn der Ausbildungsort dann auch passend ist und natürlich dann auch Wohnen ermöglicht wird.»
Regierung und Wirtschaft schreiben Ausbildungsziel fort
Die Landesregierung, Kammern, Verbände, Gewerkschaften und Arbeitsagentur einigten sich darauf, das bisherige Ziel von 10.000 neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen pro Jahr bis 2027 fortzuschreiben. Dieses Ziel gab es bisher schon. «Im letzten Jahr ist es gelungen, dass erstmals über 10.000 Ausbildungsverträge abgeschlossen worden sind», sagte Keller. Zugleich böten mehr Betriebe Ausbildung an – knapp 9.700. Das Ziel sei, die «Erfolgsgeschichte» fortzusetzen, dass mehr Jugendliche einen Ausbildungsplatz aufnehmen und Ausbildungsverträge abschließen.
Unternehmen wollen Azubi-Ticket
Die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) begrüßten das Ziel einer weiteren Fortschreibung. Trotz der schwierigen Lage stünden die Unternehmen zur dualen Ausbildung, sagte Hauptgeschäftsführer Alexander Schirp. Er kann sich auch vorstellen, dass es eine feste Größe für die Beschäftigung von Migrantinnen und Migranten gibt. «So etwas schwebt uns auch vor für beispielsweise Erwerbsmigration, dass wir uns da auf eine Zielzahl verständigen», sagte Schirp. Er rief die Länder Berlin und Brandenburg außerdem auf, sich für ein Azubi-Ticket einzusetzen – ein solches Abonnement im Verkehrsverbund VBB war 2024 ausgelaufen.
Der Präsident der Industrie- und Handelskammer Cottbus, Jens Warnken, hält eine bessere berufliche Orientierung in Schulen für notwendig. «Die Schüler und Schülerinnen aller Schulformen müssen frühzeitig – idealerweise ab der siebten Klasse – systematisch vorbereitet werden», sagte er.