Berlin (dpa) – Moderator Jan Böhmermann hat die Autorin Mely Kiyak als unerschrockene und präzise Stimme für die Gesellschaft gewürdigt. Kiyak habe alles, «was unser verzagtes Europa und unser ängstlich suchendes Deutschland gerade brauchen», sagte Böhmermann bei der Verleihung des Heinrich-Mann-Preises in Berlin.
Dazu gehörten «Unerschrockenheit, Präzision, eine ausgeprägte Allergie gegen alte Gedanken und falsche Freundlichkeit, die Bereitschaft zu Unverschämtheit, auch gegen sich selbst, und die zwei wichtigsten Tugenden: Mut und Wut». Er fühle sich in ihrem Mut und in ihrer Wut mit der Schriftstellerin verbunden, sagte der Satiriker.
Heinrich-Mann-Preis mit 10.000 Euro dotiert
In der Akademie der Künste wurde Kiyak der mit 10.000 Euro dotierte Heinrich-Mann-Preis verliehen. Die Autorin und Publizistin («Haltung. Ein Essay gegen das Lautsein», «Frausein») schloss 2005 ihr Studium am Literaturinstitut Leipzig ab und wurde auch mit ihren politischen Kolumnen bekannt.
Sie schreibe mit dem «Blick derer, die nicht selbstverständlich dazugehören», sagte Böhmermann. «Sie führt vor, was passiert, wenn Herkunft, Religion, Name oder Aussehen zu politischen Kategorien verkommen, sie macht Sprache zum Schauplatz.»
Die Auszeichnung wurde zwei Tage vor dem Geburtstag Heinrich Manns (1871 – 1950) verliehen. Kiyak erinnerte in ihrer Dankesrede unter anderem an das Exilleben des Schriftstellers und seines jüngeren Bruders Thomas Mann.
«Die Geschichte der schreibenden Manns ist die Geschichte von deutschen Künstlern, die sich im fortwährenden, aktiven, schriftstellerischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten befanden und deshalb gezwungen waren, aus Deutschland zu fliehen», sagte sie. Die politischen Verhältnisse schrieben an jedem Werk mit.