Für ihre Arbeit "Relocating a structure" hat Maria Eichhorn die bauliche Substanz und damit die Geschichte des von den Nazis in faschistischer Architektur umgestalteten Deutschen Pavillons freigelegt. Bild: IMAGO/Manfred Segerer
Für ihre Arbeit "Relocating a structure" hat Maria Eichhorn die bauliche Substanz und damit die Geschichte des von den Nazis in faschistischer Architektur umgestalteten Deutschen Pavillons freigelegt. Bild: IMAGO/Manfred Segerer

Mit einer Arbeit der Berliner Künstlerin Maria Eichhorn wird am heutigen Freitag der Deutsche Pavillon auf der Kunstbiennale Venedig eröffnet.

Die 59. Biennale, die wegen Corona um ein Jahr verschoben wurde, öffnet ihre Tore dann von Samstag an bis zum 27. November. La Biennale di Venezia gilt neben der documenta in Kassel als wichtigste Ausstellung für Gegenwartskunst.

Eichhorn hat für ihre Arbeit „Relocating a structure“ die bauliche Substanz und damit die Geschichte des von den Nazis in faschistischer Architektur umgestalteten Gebäudes freigelegt. Der Bau war bereits mehrfach im Zentrum künstlerischer Arbeiten.

Teil des Kunstwerks

Ein Plan Eichhorns war, das komplette Gebäude für die Zeit der Biennale umzusetzen und vom Gelände zu entfernen. Schon die Vorstellung davon ist für sie nun nach eigenen Angaben Teil des Kunstwerks.

„Die temporäre Versetzung des Deutschen Pavillons ist eine künstlerische Arbeit, die auch ohne ihre materielle Ausführung existiert“, schrieb dazu auch Kurator Yilmaz Dziewior, Direktor des Museums Ludwig in Köln.

Architektur der Nazis

Der Deutsche Pavillon war wegen seiner Nazi-Architektur immer wieder Anlass künstlerischer Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Zur Biennale 1993 ließ Hans Haacke den Boden zertrümmern.

Eichhorn bezieht sich auch direkt darauf, indem sie Haacke interviewt für den Katalog, der mit umfangreichem Archivmaterial über den Pavillon zum Kunstwerk gehört. Dritter Teil der Arbeit sind Führungen zu Orten des Widerstandes gegen die Nazis in Venedig, die während der gesamten Biennale-Zeit organisiert werden.

Gegenwart im Fokus

Eichhorn sieht sich dabei nicht in der Vergangenheit verhaftet. „Meine Arbeiten befassen sich vor allem mit der Gegenwart“, sagte sie der dpa während der Vorbereitung auf die Biennale. „Also: Wie gehen wir heute mit den Nachwirkungen unserer Geschichte um? Der Pavillon ist natürlich auch Teil der Geschichte und wir sind heute davon beeinflusst, ob wir wollen oder nicht.“

Zur Eröffnung werden die für Kultur zuständige Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Katja Keul, der Präsident des Instituts für Auslandsbeziehungen, Ulrich Raulff, und Kurator Dziewior erwartet.

Preisverleihung am Samstag

Die Biennale-Preise, darunter der Goldene Löwe für den besten nationalen Beitrag, werden am Samstag vergeben. Dann erhält auch die für ihre Plastiken international gefeierte Düsseldorfer Künstlerin Katharina Fritsch den Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk.

Quelle: dpa