In tausenden Lichtenberger Wohnungen blieb es am 9. Januar für fast 17 Stunden kalt und duster. Sebastian Schlüsselburg, Abgeordneter der Linken, befragte den Senat nach den Gründen für den Stromausfall im Kraftwerk Klingenberg. Die Senatsantworten verraten: So ein Blackout kann sich in zahlreichen Berliner Ortsteilen jederzeit wiederholen.
Die Untersuchungen zum Lichtenberger Vorfall hätten ergeben, dass vermutlich ein Gegenstand am 9. Januar um 14 Uhr gegen den Isolator einer Starkstromfreileitung geweht wurde. Daraufhin wurde die Leitung aus Sicherheitsgründen automatisch abgeschaltet, und löste eine Reihe weiterer Schaltvorgänge aus, die zum Herunterfahren des gesamten Klingenberger Kraftwerks für einen Zeitraum von 72 Minuten führte.
Kalt und duster
„Das Heizkraftwerk und das Fernwärme-Teilnetz Friedrichsfelde wurden in den sicheren Ruhezustand überführt“, lautet dazu die Schadensbeschreibung der Vattenfall AG. Der ordnungsgemäße Betrieb des Kraftwerks konnte jedoch rst 10 Stunden nach dem Stromausfall, der des Wärmenetzes nach 17 Stunden wieder vollständig hergestellt werden. Bis dahin blieben die Friedrichsfelder Wohnungen dunkel und kalt.
Keine vollständige Kompensierung
Ein Großteil des Strom- und Wärmeausfalls konnte zwar durch das Heizkraftwerk Marzahn kompensiert werden, sodass ein Fernwärmeausfall in weiteren Netzgebieten verhindert werden konnte – allein die Teilnetze in Friedrichsfelde seien aus geographischen Gründen ausschließlich an das Heizkraftwerk Klingenberg angeschlossen und könnten im Winter nur von dort aus versorgt werden. Keine Backup-Leitung und keine Reserve hätten zum vollständigen Energie-Blackout in Friedrichsfelde geführt.
Einige Berliner Stadtteile ohne Reserve bei einem Kraftwerk-Ausfall
Prinzipiell hätte dieser Vorfall auch an jedem anderen Kraftwerksstandort in Berlin eintreten können. Es gebe zudem einige Berliner Stadtteile, die ebenfalls ausschließlich aus einem einzigen Standort versorgt würden. heißt es in dem Senatsschreiben an den Abgeordneten.
Neben dem Teilnetz in Friedrichsfelde, dem Teilnetz in Spandau sowie einem Teilnetz nördlich des Heizkraftwerks Moabit gäbe es kleinere Inselnetze im Stadtteil Buch, in Köpenick, in Altglienicke und in Pankow mit nur einem Kraftwerksanschluss und ohne weiteres Backup. Behebungen ähnlicher Vorfälle könnten zu Ausfällen von zwei bis zu zwanzig Stunden führen, heißt es im Bericht der Vattenfall.
Für Sebastian Schlüsselburg steht fest, dass hier Bedarf für eine sichereres Versorgungsnetz besteht. „Es darf nicht sein, dass Menschen im Bereich des ausgefallenen Teilnetzes Friedrichsfelde allein abhängig von einem Heizkraftwerk sind“, so Schlüsselburg. 17 Stunden Heizungsausfall seien nicht hinnehmbar. Jedes Teinetz sollte zukünftig über ein Backup verfügen. Darüber hinaus zeige der Vorfall wie wichtig der Systemwechsel hin zu dezentralen und erneuerbaren Energie- und Wärmeversorgung sei, so der Abgeordnete.
Text: red / ylla, Bild: IMAGO / U. J. Alexander