Trendwende bei den Immobilienpreisen in Berlin. Seit Mitte des vergangenen Jahre gehen die Preise runter. Bild: IMAGO / Frank Sorge
Trendwende bei den Immobilienpreisen in Berlin. Seit Mitte des vergangenen Jahre gehen die Preise runter. Bild: IMAGO / Frank Sorge
Erstmals seit Jahren sind in der zweiten Jahreshälfte 2022 die Immobilienpreise in Berlin gesunken. Inflation und Energiekrise halten viele Interessenten vom Immobilienkauf ab.
 
Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte hat am Montag seinen Immobilienmarktbericht veröffentlicht. Demnach sind die Immobilienpreise in der ersten Hälfte des Jahres 2022 seit vielen Jahren erstmals wieder gesunken. Damit hängt zusammen, dass es viel weniger Kauffälle im vergangenen Jahr gegeben hat. Die Gesamtanzahl der Kauffälle ist um 21 Prozent auf 21.586 im Jahr 2022 zurückgegangen.

Zwei unterschiedliche Jahreshälften

Im langjährigen Vergleich scheinen die Preise auch im Jahr 2022 weiter gestiegen zu sein. Allerdings verliefen die Entwicklungen innerhalb des Jahres unterschiedlich. Während sich in der ersten Jahreshälfte bereits sinkende Umsatzzahlen auf dem Immobilienmarkt abzeichneten, zeigten die Preisentwicklungen scheinbar unbeeindruckt weiterhin nach oben.
 
Erst ab Mitte des Jahres 2022 begann sich diese Entwicklung umzukehren und der Gutachterausschuss konnte erstmals seit vielen Jahren beobachten, dass das Preisniveau bei bebauten Grundstücken und bei Wohnungs- und Teileigentum rückläufig war. Auch bei den Bodenrichtwertberatungen zum 1. Januar konnte der Gutachterausschuss ein sinkendes Wertniveau beobachten. Insbesondere bei den renditeorientierten Teilmärkten wurde ein rückläufiges Bodenrichtwertniveau beobachtet. Dies führte zu Abschlägen bei Baulandflächen für den Geschosswohnungsbau sowie für Büronutzungen in Gewerbelagen zwischen -10 – 30%. Das Bodenrichtwertniveau für Baulandflächen zur Errichtung von Ein- und Zweifamilienhäusern blieb dagegen noch unverändert gegenüber dem Vorjahreszeitraum.
 

Was ist der Gutachterausschuss eigentlich?

Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte in Berlin ist ein von Gesetzes wegen bestelltes Kollegialgremium. Zu Gutachtern können nur Personen mit besonderer Sachkunde bestellt werden, die in der Wertermittlung erfahren sind. Es sind Sachverständige vielfältigster Berufsgruppen mit Verbindung zur Immobilienwirtschaft. Der Vorsitzende und dessen Stellvertreter sind Bedienstete des Landes Berlin.

Zu ehrenamtlichen Mitgliedern werden beruflich selbstständig, in Unternehmen, Institutionen oder in der Verwaltung tätige Sachverständige berufen, wie Architekten, Bauingenieure, Immobilienmakler, Betriebswirte, Bankfachleute, Vermessungsingenieure oder zum Beispiel auch Fachleute des Steuerrechts sowie des Garten- und Landschaftsbaues. Der Gutachterausschuss tritt jeweils nur zu Besichtigungen, Beratungen und Plenumssitzungen zusammen. Zur Zeit umfasst der Gutachterausschuss rund 40 Mitglieder.

Abschlussbericht kommt Mitte des Jahres

Der Gutachterausschuss für Grundstückswerte hat zusätzlich mit seiner Geschäftsstelle die Daten aller ihm derzeit vorliegenden, notariell beurkundeten Kaufverträge über bebaute Grundstücke sowie Wohnungs- und Teileigentum des Jahres 2022 einer ersten vorläufigen Analyse unterzogen. Der abschließende Bericht zum Berliner Immobilienmarkt 2022/2023 mit endgültigen Umsatzzahlen und differenzierten Aussagen zu Teilmärkten sowie mit einem Ausblick auf das Jahr 2022 wird voraussichtlich zur Jahresmitte vorliegen.

Text: red/sara