Oft am Limit: Ein Rettungsfahrzeug der Berliner Feuerwehr im Einsatz. Bild: : IMAGO/Frank Sorge
Oft am Limit: Ein Rettungsfahrzeug der Berliner Feuerwehr im Einsatz. Bild: : IMAGO/Frank Sorge

Der Rettungsdienst der Berliner Feuerwehr ist chronisch überlastet. Die Innenverwaltung setzt auf zusätzliche Rettungsfahrzeuge. Die Deutsche Feuerwehrgewerkschaft fordert, die Schichten besser zu organisieren.

Der unter Personalmangel darbende und überlastete Rettungsdienst der Berliner Feuerwehr bekommt Unterstützung. Wie die Innenverwaltung mitteilte, stellen Hilfsorganisationen der Feuerwehr fünf weitere Rettungswagen inklusive Personal zur Verfügung. Der erste Rettungswagen vom Arbeiter-Samariter-Bund wurde am 1. Juli in den Dienst genommen. Die übrigen vier sollen bis Ende des Jahres folgen.

Bessere Vernetzung

Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Landesbranddirektor Karsten Homrighausen vereinbarten zudem zu prüfen, inwiefern Notfallsanitäter, die derzeit in anderen Bereichen wie der Verwaltung tätig sind, zeitweise wieder im Rettungsdienst eingesetzt werden können.

Erklärtes Ziel der beiden ist es auch, Fälle zu reduzieren, bei denen Rettungswagen von Krankenhäusern abgewiesen werden und damit länger als nötig belegt sind. Dazu soll unter anderem die Vernetzung von Krankenhäusern und Rettungsdiensten verbessert werden.

Geplant ist außerdem eine Informationskampagne zur Frage, wann die Menschen die Notrufnummer 112 wählen sollen. Denn viele wählen bei vergleichsweise geringen Beschwerden den Notruf 112. Die Fahrzeuge nebst Besatzungen, die dorthin fahren, fehlen dann andernorts. Das sorgt bei vielen Rettungskräften für Frust

Feuerwehr im Ausnahmezustand

Theoretisch sind bei der Berliner Feuerwehr nach eigenen Angaben tagsüber etwa 140 und nachts etwa 100 Rettungsdienstfahrzeuge im Einsatz. Praktisch sind es oft aber wegen Personalmangels deutlich weniger. Daher mussten die Feuerwehr in diesem Jahr bereits etwa 170-mal den Ausnahmezustand Rettungsdienst ausrufen.

„Für viele Menschen in Not ist der Rettungsdienst der Berliner Feuerwehr quasi der letzte Rettungsanker“, stellte Spranger fest. „Wenn andere Lösungen nicht erreichbar sind oder schlicht nicht genutzt werden, trifft es den Rettungsdienst. Die Situation nachhaltig zu verbessern, ist eine Mammutauf-
gabe.“

„Ich appelliere an alle Menschen in Berlin, mit der Notrufnummer 112 gewissenhaft umzugehen“, so Spranger. Diese sei im Wesentlichen für die Fälle mit einer unmittelbaren Lebensgefahr vorbehalten. Wer akute Beschwerden hat, aber den Arzt nicht erreichen kann, solle sich an den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der Telefonnummer 116117 wenden.

Schichtplan ändern

Um die Teams der Rettungseinsätze zu entlasten, schlägt die Deutsche Feuerwehrgewerkschaft unter anderem vor, Arbeitsschichten anders zu organisieren. „Ein Baustein wären versetzte Ablösezeiten, durch die es eine höhere Verfügbarkeit von Rettungswagen gäbe“, sagte der Berliner Chef der Feuerwehrgewerkschaft Lars Wieg der „Berliner Zeitung“. Zurzeit würden sich die Mitarbeiter zu festgelegten Zeiten ablösen, nämlich um 7 Uhr und um 19 Uhr.

Ein weiteres Handlungsfeld sei die Besetzung der Notarzteinsatzfahrzeuge. Bislang würden sie sowohl von Rettungsassistenten als auch von Notfallsanitätern gefahren. Für diese Fahrten sollten laut Wieg aber nur Rettungssanitäter eingesetzt werden. „Diese haben die niedrigste Ausbildung, aber sie reicht, um das Auto des Notarztes zu fahren“, so Wieg. Somit wären mehr medizinisch verantwortliche Personen wie Notfallsanitäter und Rettungsassistenten verfügbar.

Zudem fordert Wieg die Einführung des NOTSAN-Erkunders – eines Vorausfahrzeugs, das herausfinden soll, ob der Patient in ein Krankenhaus muss oder anderer Hilfe bedarf. Hinzu kommt eine telemedizinische Beratung von Anrufern in der Leitstelle.

Text: dpa/nm