Nach der Eröffnung der Berlinale beginnt am Freitag der richtige Festivalbetrieb. Angesichts der Infektionszahlen mit dem Coronavirus gelten diesmal bei den Filmfestspielen in Berlin besondere Auflagen.
Im Wettbewerb stellt unter anderem der österreichische Regisseur Ulrich Seidl seinen neuen Film vor. „Rimini“ erzählt von einem Schlagersänger. Bekannt ist Seidl unter anderem für seine „Paradies“-Trilogie.
Gezeigt werden auch „Robe of Gems“ über den mexikanischen Drogenkrieg und „Die Linie“ von Ursula Meier, laut Ankündigung eine Mutter-Tochter-Geschichte. Für den Kinobesuch gelten wegen der hohen Infektionszahlen bestimmte Regeln. Zutritt hat zum Beispiel nur, wer bereits geimpft oder genesen ist. Wer noch keine Auffrischimpfung hat, benötigt außerdem einen Test. Im Kino muss man auch Maske tragen.
Am Donnerstagabend waren die Filmfestspiele eröffnet worden. Hunderte Gäste kamen am Potsdamer Platz zusammen, um den Film „Peter von Kant“ des französischen Regisseurs François Ozon zu sehen. Darunter waren die Schauspielerinnen Iris Berben, Heike Makatsch und Maria Furtwängler.
Ozons Film basiert auf einer Vorlage von Rainer Werner Fassbinder (1945-1982). Am Ende der Vorstellung gab es am Donnerstagabend viel Applaus und Jubel für die Schauspieler und das Team. Szenenapplaus bekam Hanna Schygulla beim ersten Erscheinen auf der Leinwand – sie spielt bereits in Fassbinders Vorlage („Die bitteren Tränen der Petra von Kant“, 1972) und jetzt auch in der Neufassung mit. Angereist ist sie für die Berlinale aber nicht – wegen der Pandemie, wie sie der „Berliner Zeitung“ sagte.
„Ja, es ist ein Festival unter Pandemiebedingungen“, sagte Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne). „Mit Einschränkungen, die man kritisieren kann. Mit Unzulänglichkeiten, die man bemängeln mag. Mit Lücken, die man bedauern muss“, sagte Roth. „Aber das wirklich, wirklich Wichtige ist doch: Die Berlinale, sie findet statt.“ Angesichts der Infektionslage war lange darum gerungen worden, wie die Berlinale organisiert werden kann.
Zu Beginn des Eröffnungsabends trat nun Schauspielerin Meret Becker vors Publikum – und begrüßte die „wunderschönen Menschen“ in Berlin und an den Bildschirmen. Sie rief dazu auf, die Einzigartigkeit und Verschiedenheit von Menschen zu würdigen, deren Perspektiven, Visionen, Bedürfnisse und das voneinander Lernen. Sie seien dort, um diesen Reichtum zu feiern. „Scheiß‘ doch aufs Geld, Alter.“
Schauspielerin Sibel Kekilli („Gegen die Wand“) sagte, Filme hätten eine unglaubliche Wirkmacht. „Warum sonst könnte ein einfacher Film, eine Geschichte, ein Künstler manchen Menschen, Mächten, Kulturen und Politikern so viel Angst einjagen, dass der Film verboten, der Künstler verfolgt oder sogar getötet wird?“
Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den großen Filmfestivals der Welt. Film erschaffe unschätzbar wichtige Perspektiven auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, sagte Roth. Damit setze man auch ein Zeichen für die Demokratie. Die Berlinale wertete sie als Zeichen der Hoffnung.
„Wir lassen uns von Corona nicht unterkriegen. Wir brauchen das Kino. Wir brauchen den Film“, sagte Roth und bekam dafür viel Applaus. Sie sagte, sie wolle auch besondere Ehrengäste begrüßen: Pflegerinnen und Pfleger, Ärztinnen und Ärzte. Diese stünden stellvertretend für so viele, die in den vergangenen harten Jahren alles getan hätten, um Leben zu bewahren. „Vielen Dank!“
Text: dpa, Bild: dpa, Britta Pedersen