Berlin (dpa) – Nach dem kurzen Wirbel um ein mögliches Engagement von Ralf Rangnick als Sportchef ist bei Hertha BSC jetzt Stefan Leitl gefragt. Der Coach hat schon vor dem Trainingsauftakt der Berliner am Montag (15.00 Uhr) auf dem Schenkendorffplatz sein großes Ziel formuliert: Rückkehr in die Fußball-Bundesliga.
Die dritte Zweitligasaison in Serie soll die letzte sein. Das haben auch Präsident Fabian Drescher und Sportdirektor Benjamin Weber unterstrichen. Wie stehen die Chancen der Berliner aber wirklich?
Die sportliche Ausgangslage:
Der Aufwärtstrend unter Leitl im letzten Saisondrittel war eindeutig. Zu mehr als Platz elf reichte es aber nicht mehr. Der Optimismus, dass es in der kommenden Spielzeit von Anfang an besser läuft, hängt auch viel mit dem Profil des Trainers zusammen. Ruhig, fachlich fundiert, klar in der Ansprache. So präsentierte sich der 47-Jährige nach seinem Amtsantritt im Februar.
Mit seiner Videobotschaft an die Mitglieder bei der Hertha-Versammlung im Mai machte der einstige Fürther Aufstiegscoach seine Ambitionen klar: «Unser Ziel kann es nur sein, alles daranzusetzen, um in die Bundesliga aufzusteigen.»
Dass dies kein leichtes Unterfangen ist, wissen die Berliner. Die Konkurrenz in der 2. Liga ist groß. Zwar haben im Hamburger SV und 1. FC Köln zwei Fußball-Schwergewichte die Klasse verlassen, aber an anderen Traditionsclubs, die wieder nach oben wollen, mangelt es nicht.
Fortuna Düsseldorf, 1. FC Kaiserslautern, 1. FC Nürnberg mit Trainer Miroslav Klose, Schalke 04 oder Hannover 96, alle wollen gerne unter die Top drei. Erfahrungsgemäß mischen im Aufstiegskampf auch vermeintliche Außenseiter wie zuletzt die SV Elversberg oder der SC Paderborn und der 1. FC Magdeburg mit. Das Rennen ist offen.
Das Personal:
Toptalent Ibrahim Maza wurde für rund zwölf Millionen Euro an Bayer Leverkusen verkauft, Derry Scherhant zog es zum SC Freiburg in die Bundesliga. Ansonsten ist der personelle Verlust bislang verkraftbar.
In Paul Seguin vom FC Schalke 04 bekam Leitl einen Wunschspieler. Weitere Neuzugänge sind Sebastian Grönning (FC Ingolstadt), Leon Jensen (Karlsruher SC), Niklas Kolbe (SSV Ulm 1846).
Am wichtigste aber: Die Verträge mit Fabian Reese (2030) und Michael Cuisance (2029) wurden verlängert. Beide sind wichtige Stützpfeiler in Leitls System.
Der Sommerfahrplan:
Nach dem Trainingsauftakt folgt am 28. Juni der erste Test beim Ludwigsfelder FC sowie weitere Vergleiche mit dem BFC Dynamo (5. Juli) und dem TSV Havelse (8. Juli). Vom 11. bis 19. Juli geht es ins Trainingslager nach Kitzbühel. Einen Tag später steht die Saisoneröffnung im Olympiapark auf dem Programm, ehe Hertha am 25. Juli zu einem internationalen Test in Schottland beim FC Motherwell antritt. Der erste Spieltag der 2. Bundesliga steigt dann zwischen dem 1. und 3. August.
Die wirtschaftliche Lage:
Das Geld bleibt ein Thema. Die Lizenz für die 2. Liga gab es erst, als die Ablösung oder Verlängerung einer 40-Millionen-Anleihe im November geklärt war. Geschäftsführer Ralf Huschen hofft aber, das nächste Geschäftsjahr seit langem mal wieder ohne Verluste bestreiten zu können.
Unklar ist weiter, wem 78,8 Prozent der Anteile an der Kapitalgesellschaft der Profiabteilung gehören. Investor 777 Partners wurde durch das US-Unternehmen Advantage Capital Holdings abgelöst. Auswirkungen auf das Tagesgeschäft und Leitls Aufstiegsmission haben diese Transaktionen allerdings nicht.