Ein Rauhaar-Dackel mit seinem Herrchen
Ein Rauhaar-Dackel mit seinem Herrchen Foto: imago / blickwinkel

Die ältere Dame, die dem Berliner Abendblatt ihre Geschichte erzählt, ist aufgeregt, ihre Stimme zittert. Sie kann nicht fassen, was ihr und ihrer Tochter gerade passiert. Dabei fing alles ganz harmlos an, doch der Verlauf dieser Story zeigt, dass gerade Hundebesitzer möglichst achtsam durch den Alltag mit ihrem Haustier gehen sollten.

Simone L. hat eine Tochter – sie heißt Anja. Anja ist querschnittsgelähmt, sitzt im Rollstuhl und ist an Krebs erkrankt. Ihre Mutter sorgt rund um die Uhr für sie, möchte nach eigenen Worten „noch lange für sie leben“. Der tägliche Lichtblick für die beiden Frauen: ihr Dackel Dusty. Der 11-jährige Vierbeiner sei „ein lieber, schmusebedürftiger und ganz artiger Hund“, wie Simone uns erklärt. 

Dackel Dusty als Übeltäter ermittelt

An einem Nachmittag dieser Woche führte Anja den Kleinen im Bezirk Steglitz-Zehlendorf Gassi, sitzend in ihrem E-Rollstuhl. So erzählt es uns die Mutter. Dusty geriet dann offenbar mit dem Zwergspitz einer anderen Besitzerin aneinander und verfing sich dabei scheinbar mit einem Zähnchen in der Leggings besagter Hundehalterin. Lediglich ein winziges Loch im Stoff sei dabei entstanden. Von da an spülte eine Welle von Ereignissen über Simone L. und ihre Tochter hinweg. Denn die Besitzerin des Zwergspitzes, die alle Beteiligten erst einmal beruhigte, dass nichts passiert sei, informierte offenbar bald darauf das Ordnungsamt

Wenige Tage später flatterte bei Anja L. ein Brief ins Haus, in dem sie aufgefordert wurde, sich bei der zuständigen Amtstierärztin zu melden. Ab diesem Moment entwickelte sich scheinbar ein regelrechter Bürokratie-Irrsinn, offensichtlich ausgetragen auf dem Rücken einer körperlich schwerstbehinderten und emotional belasteten Frau. Als Anja. L nämlich mit ihrem Dackel der Ladung zur Amtstiertärztin folgte, sei diese aus dem Gebäude gestürmt gekommen, habe den Dackel an sich gerissen und sei daraufhin etwa zehn Minuten im Gebäude verschwunden. Einige Zeit lang später flatterte erneut ein Brief ins Haus mit einer saftigen Rechnung von 125 Euro für den Kontrolltermin bei der Amtstierärztin – 25 Euro pro 15 Minuten. Dackel Dusty sei aber lediglich 15 Minuten drin gewesen. 

Bürokratie-Wahnsinn oder gerechtfertigte Auflage?

Die Auflage: Statt einer Rolleine muss der Dackel zukünftig an eine Zwei-Meter-Leine. Außerdem muss er aufgrund einer Gefährdung und seiner angeblichen Bissigkeit einen Kurs an einer Hundeschule absolvieren. Kommt Anja L. dem nicht nach, droht ihr eine Strafe von 300 Euro. Außerdem habe ihr die zuständige Amtstierärztin angeblich damit gedroht, ihr ihren geliebten Vierbeiner wegzunehmen. 

Problem sei laut der Mutter aber, dass viele Hundeschulen nicht ausgerüstet seien für Rollstuhl-Fahrerinnen. Außerdem sei so ein Kurs nicht kostengünstig. Aus diesem Grund habe sie angeboten, an Stelle ihrer Tochter mit dem Hund zur Hundeschule zu gehen. Dies sei aber nicht möglich, habe man ihr resolut und sogar ziemlich wütend mitgeteilt. 

Mutter und Tochter sind verzweifelt, können nicht fassen, was für Wirbel der Vorfall im Park losgetreten hat. Strafen wie die geforderten der Amtstierärztin können die beiden finanziell nicht tragen. „Wir zahlen schon sehr viel an Tierarztkosten für Dusty“ so die Mutter. Auch die zahlreichen Behandlungen ihrer Tochter würden die Familie ans Limit bringen. 

Die Drohung, den beiden Damen Dackel Dusty wegzunehmen, stößt auf Unverständnis. „Er ist der liebste und beste Hund“, so Simone unter Tränen. „Er ist elf Jahre alt und er lebt von all unseren bisherigen Dackeln am längsten.“

Diese Tipps sollte man als Hundehalter beachten

Als Hundebesitzer oder Hundebesitzerin hat man es nicht leicht. Das zeigt diese Geschichte noch einmal umso mehr. So muss man ständig ein Auge auf seinen vierbeinigen Schatz haben, gerade in einer belebten Stadt wie Berlin.

In Berlin gilt eine allgemeine Leinenpflicht für alle Hunde im gesamten öffentlichen Raum. Viele Hauptstädter missachten diese Regelung allerdings, immer wieder kommt es aus diesem Grund zu unvorhergesehenen Begegnungen zwischen anderen Hunden, die manchmal in gefährlichen Situationen münden – besonders wenn ein Hund angeleint ist und ein anderer nicht.

Auch sollte man bei kleineren und vor allem größeren Unfällen, wie Beißattacken, unbedingt abklären, wie das weitere Vorgehen ist – wenn möglich nicht nur privat Telefonnummern austauschen, sondern auch die Polizei informieren. 

Im Fall von Simone L. und ihrer Tochter Anja folgte nach einem scheinbar kleinen Unfall eine Flut an unschönen Ereignissen. Das Ordnungsamt rät bei verfahrenen Situationen wie dieser von Anja L., ihrer Mutter und Dackel Dusty, möglichst einen Kurs an einer Hundeschule (die natürlich barrierenfrei ist) zu absolvieren. 

Sollte eine Berliner Hundeschule dies hier lesen und barrierefreie, möglichst günstige Kurse für süße Vierbeiner anbieten, dann kontaktieren Sie uns gerne unter redaktion@berliner-abendblatt.de.

Text: Sophia Völkel