Am BER könnte das Sommerchaos ausbrechen. Bild: IMAGO / Manngold
Am BER könnte das Sommerchaos ausbrechen. Bild: IMAGO / Manngold

Es könnte der erste Reisesommer seit der Corona-Krise werden. Doch wie an vielen anderen deutschen Flughäfen, drohen auch am BER Personalengpässe. Verspätungen, lange Schlangen und Flugstreichungen könnten die Reiselust trüben.

Es könnte der erste richtige Reisesommer seit Ausbruch der Corona-Pandemie werden: Keine bedrohliche Virusvariante im Ausland bestimmt die Schlagzeilen; die Reisebeschränkungen vor allem in der EU sind deutlich gelockert.

Urlaubsreisen stark nachgefragt

„Wir sehen eine sehr starke Nachfrage nach Urlaubsreisen“, sagte Easyjet-Deutschlandchef Stephan Erler der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf den Hauptstadtflughafen BER. „Mit der Abnahme der massiven Corona-Einschränkungen und Berichterstattung sind Kunden zuversichtlicher.“

Doch wie an vielen anderen deutschen Flughäfen auch, drohen am BER Personalengpässe bei Fluggesellschaften und Dienstleistern die Reiselust während der Sommerferien zu trüben. Tenor bei den Unternehmen: Wir sind personell grundsätzlich für den Ansturm aufgestellt – doch unplanmäßige Ausfälle könnten die Abläufe schnell durcheinander bringen.

Mehrere Flüge gestrichen

„Kleinste Disruptionen können dazu führen, dass es zu Verspätungen kommt“, sagte etwa Erler. „Es ist eine Situation, die sicherlich viel Verständnis für unsere Kundinnen und Kunden abverlangt. Wir werden nicht alles perfekt hinbekommen.“

Easyjet hatte bereits vor einigen Wochen trotz der hohen Nachfrage mehrere Flüge aus dem Sommerprogramm genommen. „Unsere Planung sah vor, mit unseren Kapazitäten netzwerkweit wieder in die Nähe der 2019er-Zahlen zu kommen“, sagte Erler. „Da müssen wir nun ein paar Abstriche machen. Wir planen aktuell mit knapp 90 Prozent der Flugkapazitäten von vor der Krise.“

Qualifiziertes Personal fehlt

Nicht nur bei den Fluggesellschaften, auch bei den angeschlossenen Flughafendienstleistern fehle „qualifiziertes Personal, das ein zügiges Hochfahren der Kapazitäten nach der Krise auf das gewünschte Nachfrage-Niveau ermöglichen würde“, teilte eine Sprecherin von Wisag mit. Der Dienstleister ist eines von drei Unternehmen, die sich am BER unter anderem um Passagierabfertigungen, Vorfelddienste und Reinigungsarbeiten kümmern.

Bei Wisag selbst gebe es indes keinen akuten Personalmangel, betonte die Sprecherin. „Wir sind vielmehr personell so aufgestellt, dass wir die Abfertigungs-Wünsche unserer Kunden, auch bei den aktuellen Verkehrsmehrungen, soweit gut erfüllen können.“

Mitarbeiter noch in Kurzarbeit

Die aktuelle Krankenquote entspreche dem jährlichen Durchschnitt. Gleichwohl gilt auch bei Wisag: Krankheitsbedingte Personalausfälle in größerer Zahl könnten „nicht problemlos kompensiert werden“. Dabei sollen knapp 200 Wisag-Mitarbeiter derzeit noch in Kurzarbeit sein, berichtet der Tagesspiegel-Checkpoint. Wie passen die Personal-Engpässe mit der Kurzarbeit zusammen?

Die Flughafengesellschaft (FBB) soll schuld sein. Eine neue Lizenzausschreibung sei nötig und die lasse auf sich warten. Bevor die aber nicht durch ist, könne man keine neuen Aufträge annehmen und habe keine Arbeit für die Angestellten.

Bei Swissport, einem weiteren Bodendienstleister am BER, sei die Personallage ebenfalls „grundsätzlich stabil“, hieß es auf Anfrage. „Swissport ist zuversichtlich, den geplanten Flugverkehr während des Sommers am BER abdecken zu können.“

Längere Wartezeiten beim Check-in

Trotz aller Vorkehrungen könne es aber während der Hauptreisezeiten insbesondere an Spitzentagen zu längeren Wartezeiten beim Check-in oder auch bei der Gepäckausgabe kommen. Auch der dritte Anbieter, Aeroground Berlin, äußerte sich auf Anfrage ähnlich.

Die Reisenden müssen sich indes nicht nur auf lange Wartezeiten und Verspätungen einstellen. Auch die Flugtickets werden teurer. Zum einen trifft eine hohe Nachfrage auf ein noch eingeschränktes Angebot. Hinzu kommen die gestiegenen Kosten für die Unternehmen, die diese an die Reisenden weiter geben.

„Keine Airline weltweit kommt derzeit umhin, den enormen Kostenschub angesichts rekordhoher Ölpreise wenigstens teilweise weiterzubelasten“, teilte etwa die Luftfahrtgesellschaft Eurowings auf Anfrage mit. „Unterm Strich verbleiben den Fluggesellschaften dennoch massive Belastungen durch die gestiegenen Kerosinpreise.“

Weitere Infos kommen heute

An diesem Donnerstag will BER-Chefin Aletta von Massenbach darüber informieren, wie die Flughafengesellschaft in Schönefeld mit den aktuellen Herausforderungen umgehen wird und was die Fluggäste in den kommenden Wochen erwartet.

Kurzfristige Abhilfe hat die Bundesregierung in Aussicht gestellt: Sie will für Tausende ausländische Aushilfskräfte die Einreise ermöglichen, um auf diese Weise dringend benötigtes Personal zu gewinnen.

Text: dpa/sara