Berlin (dpa) – Bei seinem rauschenden Bundesliga-Debüt wählte Ilyas Ansah nur einmal den falschen Laufweg. Referee Robert Hartmann schickte Union Berlins umjubelten Doppeltorschützen, um ein mögliches Zeitspiel zu vermeiden, bei der Auswechslung nach 75 Minuten recht robust auf den kürzesten Weg zur Auslinie.
Kein Problem: Denn dieser führte Ansah direkt zu den Fans auf der Waldseite im Stadion an der Alten Försterei. Tosender Applaus empfing den 20-Jährigen von dort. «Das sind Momente, von denen man träumt. Und die gehen jetzt in Erfüllung. Das sind Momente, in denen man sich erst einmal sammeln muss. Aber man freut sich auf jeden Fall sehr», sagte Ansah.
Ein perfekt platzierte Kracher aus rund 25 Metern, ein toller Konter im Doppelpass mit Sturmpartner Andrej Ilic. Zwei Tore im ersten Bundesliga-Spiel. Besser ging es nicht für Ansah beim 2:1 zum Start in die Fußball-Bundesliga gegen den VfB Stuttgart. Der Zweikampf mit Oliver Burke um den Platz im Sturm neben Ilic ist jedenfalls entschieden.
Potenzial zum Fanliebling
Mit seiner Topleistung stürmte der Neuzugang vom SC Paderborn direkt in die Herzen der begeisterungsfähigen Union-Fans. Da stand einer auf dem Platz, der alles mitbringt, um in Köpenick zum Publikumsliebling zu werden. Schnell wie Vorgänger Benedict Hollerbach, agil und durchsetzungsstark wie einst Taiwo Awoniyi und dann auch noch höflich und angemessen demütig.
Trainer Steffen Baumgart übernahm die Rolle, die schnell ausgebrochene Euphorie um Ansah im Stadion an der Alten Försterei abzumoderieren. «Ich erwarte, dass er auf dem Teppich bleibt. Das bleibt er, weil er ein bescheidener Junge ist», sagte der Union-Coach. Das wichtigste Attribut der Eisernen erfüllt Ansah auch. «Er hat sich sehr gut eingeführt ins Kollektiv», sagte Baumgart.
Der umjubelte Sieggarant erkannte selbst, dass dieses tolle Debüt kein Automatismus für folgende Großtaten sein muss. «Ich weiß, dass das ein schöner Moment ist, der auch nicht für immer anhält. Aber ich nehme es mit und freue mich heute, dann geht es weiter», sagte er. Die persönliche Belohnung: «Heute wird ein bisschen ungesund gegessen.»
Spezielles Dortmund-Gefühl
Weiter geht es für Ansah und Union am kommenden Sonntag bei Borussia Dortmund. Der nächste spezielle Moment für den jungen Stürmer. Als Teenager spielte er für den TSC Eintracht Dortmund, der Weg zum Training führte ihn am Signal-Iduna-Park vorbei. «Auf jeden Fall ist es ein geiles Stadion. Ich freue mich, nicht nur vorbeizulaufen, sondern auch mal drin zu spielen», sagte der Junge aus Lüdenscheid.
Baumgart weiß, was Ansah nun erwartet. Das Debüt war einfach zu gut. «Das heißt aber auch, dass jetzt alle wissen, dass er das eine oder andere kann. Jetzt bedeutet es, weiterzuarbeiten, weiterzumachen», forderte der Trainer.
Weiter machen, weiter arbeiten. Das heißt es auch für Union nach dem geglückten Bundesliga-Start. Baumgart war bewusst, dass Stuttgart fußballerisch die bessere Mannschaft war. «Alle Statistiken sprechen gegen uns, bis auf die wichtigste», sagte der 53-Jährige mit Blick auf Ballbesitz, Torschüsse und Passquote.
Grämen müsse man sich deswegen keineswegs. «Aber wir wissen, dass wir das hart erarbeitet haben. Wir werden gegen solche Mannschaften auch das Quäntchen brauchen, das wir uns erarbeitet haben. Wir nehmen die drei Punkte gerne mit», sagte Baumgart.