Hamburg/Berlin (dpa) – Steffen Baumgart kann nichts dafür. Der grimmige Blick, die knurrige Stimme, sie gehören zu ihm. Wieso sollte sich daran ausgerechnet etwas ändern, wenn es wie jetzt bei Union Berlin mit erfolgreichem Fußball einfach nicht klappen will. Also saß Baumgart nach dem frustrierenden 0:3 beim FC St. Pauli auf dem Pressepodium und lieferte eine Art Generalabrechnung ab, die wenige Wochen nach seinem Amtsantritt in Köpenick schon sehr grundsätzlich klang. Tenor: Wenn wir uns nicht ändern, geht es bergab.
«Das Wunschdenken, dass wir kommen und dann funktioniert alles, das wäre schön gewesen, aber ich bin mir relativ sicher gewesen, dass das nicht so einfach ist. Die Mannschaft hat ganz, ganz tiefe Strukturen in sich gehabt, schon immer. Und an denen versuchen wir, auch mit den Strukturen, den richtigen Weg zu finden», sagte der 53-Jährige.
Baumgart kann auch nichts dafür, dass er bei den Eisernen eine Bundesliga-Mannschaft vorgefunden hat, die ihre Erfolge auf recht eindimensionale Fußball-Weise errungen hat. Der Trainer muss nun den Spagat zwischen eigener Taktikidee und Union-DNA für sich definieren. Und zwar schnell. «Aber ich bin nicht gekommen, um das Alte zu verwalten, sondern um zu versuchen, da wirklich auf dem aufzubauen und dann zu gucken, dass wir es besser machen. Und das ist uns nicht gelungen bisher», sprach Baumgart klare Worte.
«Wir hatten uns andere Ziele gesetzt und uns viel vorgenommen, gehen jetzt aber wieder ohne Punkte nach Hause», bedauerte Angreifer Benedict Hollerbach den Auftritt am Millerntor.
Kein Zähler gegen direkte Konkurrenten
0:7 Tore, 0 Punkte gegen die Kellerkonkurrenz aus Heidenheim, Augsburg und vom Hamburger Kiez sind ein Januar-Alarmsignal. Der Union-Coach deutete an, dass jetzt bei den Eisernen wieder malocht werden muss. Seine Idee der Viererkette in der Abwehr hat er ja schon wieder verworfen.
«Die Lehren sollte man schon daraus ziehen, was kann man und was kann man nicht», sagte Baumgart und merkte süffisant an. «Sich durchkombinieren liegt jetzt vielleicht nicht in unserer Stärke». Noch sind es sechs Punkte Vorsprung auf Platz 16, ein Punkt könnte durch das erwartete DFB-Urteil im Prozess um den Feuerzeugwurf gegen den VfL Bochum noch flöten gehen.
Am Samstag (18.30 Uhr/Sky) ist Champions-League-Teilnehmer RB Leipzig zu Gast in Berlin. «Die Gegner werden nicht kleiner. Und wir müssen trotzdem weiter punkten», sagte Baumgart.