Willkommen in der Berliner Agentur Stern! Bild: 2025 The Walt Disney Company
Willkommen in der Berliner Agentur Stern! Bild: 2025 The Walt Disney Company

TV-SERIE Endlich gibt es von der französischen Top-Serie „Call my Agent!“ einen deutschen Ableger – und „Call my Agent Berlin“ kann locker mit dem Original mithalten

Der Chef ist tot, darüber kann kein Zweifel bestehen. Er ­hinterlässt seine Künstleragentur in einer äußerst prekären Lage, sie steht kurz vor der Pleite. Jetzt müssen neue Klienten ­gefunden werden, gleichzeitig gilt es, die ­alten Klienten in lukrative Jobs zu vermitteln. Und obwohl diese Kundschaft über prominente Namen verfügt, ist die Aufgabe nicht ganz einfach.


Vor zehn Jahren debütierte diese Serie ­unter dem Titel „Dix pour cent“ (zehn Prozent der Gage verlangen Agenturen von ihren Schauspielern) bei France 2, vier Staffeln mit insgesamt 24 Episoden gibt es bisher, seit drei Jahren gibt es Gerüchte um eine fünfte Staffel und einen Spielfilm.

In Deutschland lief sie erfolgreich unter dem Titel „Call My Agent!“ bei One und in der ARD-Mediathek, inzwischen ist sie auf dem Streamingportal Netflix gelandet. Ein besonderer Reiz dieser französischen Serie besteht darin, dass die Klienten der Schauspielagentur ASK aus den berühmtesten Leinwandgrößen des Landes bestehen: ­Cécile de France, Nathalie Baye, Christopher Lambert, Isabelle Adjani, Juliette Binoche, Jean Dujardin, Monica Bellucci, Isabelle Huppert, Béatrice Dalle, Claude ­Lelouch, Charlotte Gainsbourg, Sandrine Kiberlain, Sigourney Weaver, Jean Reno. Und das ist nur eine kleine Auswahl der Stars. Der ­britische Ableger „Ten Percent“ konnte zwar mit Helena Bonham Carter, Dominic West, Kelly Macdonald und Olivia Williams punkten, blieb aber ein Flop.

Veronica Ferres spielt sich selbst

Jetzt also kommt „Call My Agent Berlin“. Hier heißt die Agentur Stern und betreut ebenfalls nicht ganz einfache Kunden. Dass die große Iris Berben von Drama bis ­Comedy jedes Genre beherrscht, wusste man ja. ­Gleiches gilt für Heiner Lauterbach. ­Dazu Christian Ulmen (der bekanntlich komplett schmerzfrei ist), Jürgen Vogel und ­Frederick Lau, der in der Serie seit Jahren heimlich ­seine Kollegin Emilia Schüle anhimmelt und alles daran setzt, mit ihr in einer historischen Kostümserie besetzt zu werden.

Im Interview erzählt der Headwriter Timon Karl Kaleyta, dass es durchaus Schauspieler gab, die nach dem Lesen der Drehbücher der Mut verließ. „Dann haben sie gemerkt, was es bedeutet, sich auch selbst ein bisschen zum Affen zu machen.“ Umso erstaunlicher, dass sich ausgerechnet Veronika ­Ferres – sie spielt sich selbst als abgehalfterten Filmstar, die jetzt eine zweite Karriere als Comedienne starten will – und Heike Makatsch, die man bisher eher nicht mit dem Prinzip Humor in Verbindung gebracht hat, so ­gekonnt selber auf die Schippe nehmen.

Ganz nebenbei gibt es natürlich auch noch die anderen Sorgen, die wir aus ­Working-Life-Comedys kennen: Die Praktikantin ist komplett unfähig, die Rezeptionistin wäre gerne selber ein Filmstar. Herausgekommen ist eine ungewöhnlich kurzweilige und sehr unterhaltsame Serie, die locker neben dem französischen Original bestehen kann.

Text: Lutz Göllner