Ratten sehen eigentlich niedlich aus, können aber aufgrund der Übertragung von Krankheiten gefährlich sein. Bild: IMAGO / Arnulf Hettrich
Ratten sehen eigentlich niedlich aus, können aber aufgrund der Übertragung von Krankheiten gefährlich sein. Bild: IMAGO / Arnulf Hettrich

Elf von zwölf Bezirken melden zunehmend Rattenbefall in Parks, auf Plätzen und in Wohngebieten. Nur Spandau bleibt bislang scheinbar verschont

Eigentlich sind sie ungebetene Gäste, doch Ratten fühlen sich in Berlin scheinbar pudelwohl. Überall huschen sie nachts über Plätze, durch Parks und selbst in Wohnhäusern sieht man sie. Elf von zwölf Bezirken sind von einer massiven Rattenplage betroffen, und die Zahl der Meldungen bei den Behörden steigt stetig. Ganz besonders in zentralen Bezirken wie Mitte, Neukölln oder Charlottenburg-Wilmersdorf. Nur der Bezirk Spandau meldet „Fehlanzeige“.


Müll als Nahrungsquelle

Die Ursachen für die Ausbreitung der ­Ratten sind vielfältig, liegen aber vor ­allem in menschlichem Verhalten begründet. ­Essensreste auf Straßen und in Parks, ­offene Mülleimer sowie die Fütterung von Tauben schaffen ideale Bedingungen für die Nager. Hinzu kommen ­vernachlässigte Grünflächen und verwahrloste private Grundstücke, die den Tieren Unterschlupf bieten.

Die Stadtratten in Berlin sind zudem äußerst anpassungsfähig: Sie leben in ­enger Nachbarschaft zum Menschen, nutzen öffentliche Infrastruktur wie Kanäle und Müllschächte und profitieren von der dichten Bebauung.

Ratten als Krankheitsüberträger

Doch die ungeliebten Nagetiere sind für viele nicht nur lästig, sie können auch Gesundheitsrisiken bergen. Denn Ratten übertragen Bakterien wie Salmonellen und Leptospiren, Parasiten wie Toxoplasmen und sogar multiresistente Erreger. Die Berliner Behörden stufen sie daher als Gesundheitsschädlinge ein.

Dennoch ist die Bekämpfung der über 2,2 Millionen Ratten in der Hauptstadt (Schätzung der Berliner Wasserbetriebe im Jahr 2015) bislang nur begrenzt erfolgreich. Geplante Initiativen wie ein Runder Tisch zur Rattenbekämpfung im Jahr 2023 wurden verschoben, ­sodass eine koordinierte Strategie für ­Berlin bisher fehlt.

Was machen andere Städte?

In anderen Großstädten gibt es unterschiedliche Ansätze beim Kampf gegen die Ratten. New York beispielsweise setzt auf eine Kombination aus Aufklärung, strengeren Müllvorschriften und gezielten Gift­ködern in Kanälen.

In Paris, einer der am stärksten von Ratten befallenen Städte der Welt, stellte man vor Olympia 2024 etliche Fallen auf. An der ­Population von geschätzten 6,5 Millionen Ratten in der französischen Hauptstadt dürften diese aber nur wenig geändert ­haben.

Berlin muss koordiniert handeln

Um das Problem langfristig in den Griff zu bekommen, ist wohl vielmehr eine ­Mischung aus Prävention, Hygiene und gezielter Bekämpfung notwendig. Neben technischen Maßnahmen ist also auch das Verhalten der Berlinerinnen und Berliner entscheidend.

Die konsequente Entsorgung von Abfällen, das Unterlassen von Vogelfütterungen in Parks und die Pflege öffentlicher Flächen könnten die Lebensbedingungen der ungebetenen grauen Mitbewohner verschlechtern. Doch dafür braucht es auch endlich ein koordiniertes Vorgehen zwischen ­Bezirken, Senat und Bürgern, sonst droht die Rattenplage weiter zu eskalieren.