Wenn über die Zukunft der Rente gestritten wird, wirkt es oft, als ginge es „nur“ um Beitragssätze, Renteneintrittsalter und Rentenniveau. Doch die eigentliche Frage lautet: Wer kann Vermögen aufbauen und wer hat keine Chance, jemals Rücklagen zu bilden? Denn selbst nach 40 oder 45 Arbeitsjahren leben viele Menschen fast ausschließlich von der gesetzlichen Grundrente. Ist das der Lohn für ein Leben voller Arbeit?
Wer Wertvolles wie ein Haus oder hohe Ersparnisse erbt, startet anders als jemand, der bei null beginnt. Diese Unterschiede sind zwischen Ost- und Westdeutschland besonders ausgeprägt. Das Vermögen ostdeutscher Haushalte liegt deutlich unter dem westdeutschen Durchschnitt, und Erbschaften fallen – wenn überhaupt – deutlich kleiner aus. Für viele Ostdeutsche bleibt die gesetzliche Rente so die einzige Säule – während im Westen gesetzliche Rente, Betriebsrenten, private Vorsorge und Erbschaften zusammenspielen.
Es geht um die Gerechtigkeitsfrage. Denn es ist kein Naturgesetz, dass jemand, der jahrzehntelang gearbeitet, Kinder großgezogen und Beiträge gezahlt hat, im Alter kaum Rücklagen hat, während an anderer Stelle große Vermögen fast steuerfrei weitergereicht werden. An diesem Punkt setzt die Idee eines Kinder-Startkapitals an, die der Arbeitnehmerflügel meiner Partei mit mir angestoßen hat: 10.000 Euro für jedes Kind ab Geburt, vom Staat angespart und verzinst abrufbar ab dem 18. Lebensjahr für Ausbildung, Gründung oder den Einstieg in die Altersvorsorge. Das ersetzt keine Rentenreform, schafft aber eine Mindestbasis, um Vermögen aufbauen zu können – auch ohne Erbe. Niemand sollte ganz ohne ein kleines Sprungbrett in sein Erwachsenenleben starten müssen.
Ich begrüße es, dass der Sozialflügel meiner Partei mit Dennis Radtke an seiner Spitze klar benennt, dass bei der Erbschaft Milliarden unversteuert bleiben, weil Ausnahmen und Schlupflöcher vor allem sehr großen Vermögen nutzen. Wer das Aufstiegsversprechen ernst meint, sollte den Mut haben, darüber zu sprechen, ohne dabei den Mittelstand und das vererbte Eigenheim unter Generalverdacht zu stellen.
Eine moderne Rentenpolitik darf sich also nicht im Streit um ein oder zwei Jahre Renteneintrittsalter erschöpfen. Sie muss Einkommen, Vermögen, Erbschaften und reale Chancen über das gesamte Erwerbsleben betrachten. Denn wer Altersarmut wirklich bekämpfen will, muss Rente und Vermögenspolitik zusammen denken. Sonst bleiben viele außen vor, gerade in Ostdeutschland.
Text: Mario Czaja (CDU)


