Wilde Badestelle am Weißen See
Gerade bei der aktuellen Trockenheit beschleunigt sich der Verdunstungseffekt im Weißen See

Große Hitze und jede Menge Schadstoffe im Untergrund setzen dem Pankower Gewässer zu

Mineralölkohlenwasserstoffe, Polyzyklische Aromatische Kohlenwasserstoffe, Pestizide, Arsen, Blei, Cadmium, Zink: Was sich wie der Analysebericht einer Müllhalde liest, ist die Auflistung von Bestandteilen des Seegrundes. Doch keine Bange: Dort, wo sich die Badegäste im Strandbad Weissensee tummeln, wirkt sich dieses Sammelsurium von Schwermetallen und anderen giftigen Stoffen noch nicht auf die Wasserqualität aus.

Unbehandelter Zufluss

Fest allerdings steht auch: Angesichts der zunehmenden Trockenheit nicht nur in den Sommermonaten besteht die reale Gefahr, dass der Wasserspiegel dieses Grundwassersees immer mehr sinkt. Dadurch ist zwar nicht unmittelbar die Gewässerqualität gefährdet, wohl aber der uneingeschränkte Betrieb des Strandbades. Außerdem bedroht der sinkende Wasserspiegel durch Freilegung der Schilfbereiche und der Baumwurzeln auch Ufervegetation und Brutvögel.

Um dem Problem entgegenzuwirken, setzt der Bezirk Tiefbrunnen ein, die Grundwasser in den Weißen See pumpen. Zwei in den 1970er-Jahren gebaute Brunnen verloren über die Zeit ihre Leistungsfähigkeit. Deshalb wurde im März dieses Jahres ein neuer Tiefbrunnen im Bereich der Freilichtbühne gebohrt. Bevor jedoch der neue Brunnen in Betrieb gehen konnte, wurden bei einer Schadstoffuntersuchung Belastungen im Brunnenwasser festgestellt, die einen unbehandelten Zufluss nicht zulassen.

Teures Trinkwasser

Um den Tiefbrunnen dennoch nutzen zu können, wird derzeit die Einrichtung einer Grundwasserreinigungsanlage geplant. Der neue Tiefbrunnen könnte damit in der Badesaison 2021 zur Gewährleistung des Wasserspiegels im Weißen See zum Einsatz gelangen. Als Soforthilfe sollten 30.000 Liter teures Trinkwasser unter anderem auch über Rohre des Strandbades in den See geleitet werden.

Dass daraus bislang nichts wurde, läge, so schreibt es die Berliner Morgenpost, an einem Streit zwischen Bezirk und Wasserbetrieben. Letztere würden 40.000 Euro verlangen, der Bezirk aber nur 35.000 Euro zahlen wollen. Eine Lösung soll nach der Sommerpause verhandelt werden …

Datum: 13. August 2020, Text: Manfred Wolf, Bild: Jens Hunger