Echter Lavendel ist die „Heilpflanze des Jahres“ 2020
Wir stellen Ihnen in der Serie „Naturwesen des Jahres“ 2020 Vertreter aus der heimischen Fauna und Flora vor, die vom Naturschutzbund (NABU) und anderen Verbänden als sogenannte „Jahreswesen“ auserkoren worden sind. Heute geht es um die vom Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde gekürte „Arzneipflanze des Jahres“: Echter Lavendel.
Wegen seines süßen Nektars ist der Lavendel bei vielen Insekten äußerst beliebt. Von Weißlingen bis hin zu Edelfaltern, wie dem Kleinen Fuchs, suchen verschiedene Schmetterlinge diese Pflanzen zum Trinken von Nektar auf. Im Handel wird der Echte Lavendel je nach Höhenlage des Anbaugebietes in zwei Varietäten unterschieden, nämlich „Lavendel fein“ und „Lavendel extra“. Bekanntestes Lavendel-Anbaugebiet ist die französische Provence. Er wird aber auch in Spanien, Südosteuropa und Russland kultiviert.
Besonders ertragreich
Die Gattung Lavendel zählt rund 25 Arten. Heilkundlich werden davon Echter Lavendel (Lavandula angustifolia), Speiklavendel (Lavandula latifolia), Schopflavendel (Lavandula stoechas) und Lavandin (Lavandula hybrida) verwendet. Viele der bekannten provencalischen Lavendelfelder bestehen übrigens nicht aus Echtem Lavendel, sondern aus Lavandin. Dieser ist ein natürlich vorkommender Hybride des Echten Lavendels mit dem Speiklavendel. Er ist besonders ertragreich, reicht in der Duftöl-Qualität jedoch nicht ganz an den Echten Lavendel heran.
Viele Verwendungen
Seit alters her sind die verschiedenen Lavendelarten wegen ihres frischen, würzigen Duftes beliebt und bekannt. Den Griechen und Römern war er unerlässlich für das tägliche Bad, auch wurde Wein damit gewürzt. Hildegard von Bingen empfahl ihn als Mittel gegen Kopfläuse. Der Arzt und Chemiker Paracelsus wendete den Lavendel unter anderem als Räucherwerk an.
Im 16. und 17. Jahrhundert wurde Lavendel als wirkungsvoller Schutz vor Pest und Cholera gepriesen. Aus dieser Zeit stammt auch der „Vier-Diebe-Essig“, eine lavendelhaltige Essenz, mit der sich die Diebe einrieben, bevor sie die Häuser der Pestopfer betraten und ausraubten. Königin Elisabeth I. von England trank Lavendeltee gegen ihren häufigen Migränekopfschmerz. Während des Ersten Weltkrieges verwendete man Lavendelöl zur Wunddesinfektion.
Krampflösende Wirkung
Vielfach wird angenommen, dass sich der botanische Name Lavandula vom lateinischen „lavare“ – waschen – ableitet. Ebenso denkbar ist aber „levare“, was erleichtern oder auch abwehren bedeutet. Dies würde sowohl zur nervenberuhigenden und krampflösenden wie auch zur zugesprochenen geistervertreibenden Wirkung des Lavendels passen.
Als Lavandula ist die Pflanze erst seit dem Hochmittelalter bekannt. In der Antike gab es diesen Namen nicht. Sprachforscher gehen davon aus, dass vielmehr mit „Nardus spicata“ Lavendel- und eventuell auch Rosmarinessenzen und -salben gemeint waren. Noch heute wird Lavendelöl teils auch als Spikarden- oder Nardenöl vertrieben.
Bekannte Mischung
Wissenschaftliche Untersuchungen unterstreichen die beruhigende und entspannende Wirkung von Echtem Lavendel und Lavendelöl. Ebenso beliebt sind die Blüten als Küchengewürz. In der mediterranen Küche wird Lavendel für herzhafte wie auch für süße Gerichte verwendet. Er verleiht den Speisen eine exotische Würze, die an Sommer, Sonne und Urlaub erinnert. Vorsicht aber bei der Dosierung, damit der Lavendel nicht dominiert.
Datum: 20. Mai 2020, Text: Manfred Wolf, Bild: imago images/Frank Sorge