Auch die Straßen und Gehwege müssten an die Corona-Krise angepasst werden.
Kreuzberg hat es vorgemacht: Das Bezirksamt hat bereits vor einigen Wochen auf die veränderten Mobilitätsbedürfnisse während der Coronakrise reagiert und mit Unterstützung des Vereins Changing Cities einen durch Baustellenbaken gesicherten Radstreifen eingerichtet. Radfahrende können nun am Halleschen Ufer 1,4 Kilometer auf einer breiten und geschützten Radspur fahren. Außerdem wurde die Aufstellfläche vor der Ampel deutlich vergrößert. Auch in anderen Städten wie Leipzig, New York und Wiesbaden wurde der Verkehr an die Corona-Situation angepasst.
Offener Brief an den Senat
Doch damit soll es nicht getan sein. Zumindest nicht, wenn es nach Changing Cities geht. Der Verein wendet sich jetzt in einem gemeinsam mit dem ADFC Berlin und anderen Bündnissen verfassten Offenen Brief und einer Online-Petition an den Senat. Ziel ist es, den Berlinern zu ermöglichen, „ansteckungsfrei ihre Wege zurückzulegen“. Dafür benötige die Stadt ein dichtes Netz an provisorischer, geschützter Fahrradinfrastruktur auf den Hauptstraßen.
„In ganz Deutschland müssen wir von einer längeren Phase der Beschränkungen ausgehen, um die Ansteckungsgefahr durch das Coronavirus zu minimieren. Für diese Zeit müssen schnelle und niedrigschwellige Maßnahmen getroffen werden, die die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer gewährleisten – insbesondere derjenigen, die systembedingt nicht zu Hause arbeiten können“, heißt es vom Verein Changing Cities.
Weniger Parkplätze, mehr Platz für Kinder
Zudem soll allen, die nicht über ein eigenes Auto verfügen, und insbesondere Kindern, die dringend Bewegung brauchen, in den nächsten Monaten gesunde und sichere Mobilität ermöglicht werden. „Dafür brauchen wir Platz im öffentlichen Raum, und das sind in erster Linie Gehwege und Fahrbahnen. In Ballungsräumen ist ein Großteil der Fläche Autos vorbehalten.“ In Krisenzeiten müsse dieser Platz neu aufgeteilt werden, damit alle Menschen gesund und sicher an ihr Ziel und an die frische Luft kommen. „Weltweit gehen Metropolen wie New York, Bogotá und Mexico Stadt diesen Weg. In Berlin wurden ebenfalls bereits rechtssichere Wege in Pilotprojekten in Kreuzberg beschritten“, heißt es weiter in dem offenen Brief. Die Initiativen fordern den Senat nun auf, schnell zu handeln und unter anderem mehr Tempo-30-Zonen einzurichten sowie mehr Platz für Fußgänger im öffentlichen Raum zu schaffen.
Datum: 12. April 2020, Text: red/kr, Bild: imago images/Emmanuele Contini