Ex-Feuerwehrchef Albrecht Broemme steuert Klinik-Projekt auf dem Messegelände.
In den 60 Berliner Akut-Krankenhäusern werden alle Ressourcen mobilisiert, um die Covid-19-Epidemie zu bewältigen. Besonders große Hoffnungen werden in einen Klinik-Neubau in Westend gesetzt. Auf dem Messegelände entsteht derzeit ein Corona-Behandlungszentrum, in das Beatmungspatienten verlegt werden sollen.
Koordinator für die neue Klinik ist Albrecht Broemme (siehe Foto), einst Feuerwehrchef in Berlin und Präsident des Technischen Hilfswerks. Er wollte eigentlich seinen Garten machen, so Broemme gegenüber der “Berliner Zeitung”. Wie es sich halt ein Rentner so vornimmt, wenn er keine sozialen Kontakte mehr pflegen soll. Doch das Virus hat Albrecht Broemme im Ruhestand eingeholt. Deswegen hält er es in diesen Corona-Zeiten nicht für gut, einfach herumzusitzen oder im Garten zu buddeln.
Erfahrung mit Katastrophen
Vergangene Woche bekam er einen Anruf von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD). Ob er nicht ein Krisen-Krankenhaus aufbauen wolle. Mit 1.000 Betten. Er sagte zu. Albrecht Broemme ist 66 Jahre alt und kennt sich mit Katastrophenfällen aus. Er wurde 1992 Feuerwehrchef von Berlin – der jüngste mit 39 Jahren – und 2006 Präsident des Technischen Hilfswerks.
Er nennt drei wichtige Daten in seinem Leben: Anfang der 1990er-Jahre hat er die Feuerwehren aus Ost und West zusammengeführt, 2015 managte er die Flüchtlingskrise mit. Nun bestimmt die Corona-Pandemie seinen Tagesplan. Bei den Berlinern hat Broemme einen Bonus, viele kennen ihn noch heute. weil er sich als Feuerwehrchef bei vielen Einsätzen einen Namen machte. Zum Beispiel 1998 bei der größten Gasexplosion der Berliner Nachkriegsgeschichte in Steglitz mit sieben Toten.
Nun baut Albrecht Broemme also das deutschlandweit größte Krankenhaus für Corona-Infizierte auf. Es ist ein Überlaufkrankenhaus für 1.000 Patienten. Dorthin sollen Menschen kommen, die in Berlins Kliniken keinen Platz mehr finden, künstlich beatmet und gut versorgt werden müssen.
Personalfrage ungelöst
„Ich bin dabei, alles zu organisieren. Es wird nicht einfach“, sagt Broemme. Er hat Beatmungsgeräte bestellt, und er benötigt Pfleger und Ärzte. Woher sie kommen sollen, weiß er nicht. Broemme sagt, dass er kein Personal aus klassischen Krankenhäusern abziehen könne. Denkbar sei allerdings, dass Beschäftigte aus Beleg- und Rehakliniken wegen der abgesagten nicht dringlichen Eingriffe verfügbar seien. Jeder Arzt im Ruhestand sei willkommen, auch Studenten könnten sich melden. Ebenso Zahnärzte oder Therapeuten, die vielleicht nicht mehr so viel zu tun hätten. Ein öffentlicher Aufruf werde folgen. Insgesamt werden 600 bis 800 medizinische Fachkräfte gebraucht, sagt Broemme. Er will das Krankenhaus so schnell wie möglich öffnen.
Broemme gibt zu, er mache sich Gedanken wegen des Virus. Er hat zwei Kinder. Am meisten sorgt er sich um seine Mutter. Sie wird bald 100 Jahre alt.
Dieser Beitrag entstand mit Unterstützung der Berliner Zeitung.
Datum: 26. März 2020. Text: Katrin Bischof/red. Bild: imago images/Tom Maelsa.