Bild: Matthias Bau

Kulturstätte streamt ihre Erfolgsproduktionen.

Das Filmgeschäft ist, man weiß es oder ahnt es zumindest, eine Schlangengrube und ein Haifischbecken. Davon erzählt Jürgen Flimms Petersburger Inszenierung von Puccinis Oper „Manon Lescaut“, die für den italienischen Komponisten den künstlerischen Durchbruch bedeutete. Die junge, schöne Manon, von ihrem Bruder skrupellos ausgenutzt, gerät in die Fänge zwielichtiger Filmproduzenten, die allein dem schönen Schein verpflichtet sind.

Steiler Aufstieg, tiefer Fall

Nach einem steilen Aufstieg erlebt sie einen tiefen Fall. Allein die Liebe kann ihr noch Hoffnung geben, bevor sie ein tragisches Ende ereilt – ein menschlich, allzumenschliches Schicksal inmitten einer Welt echter wie falscher Freuden und Leiden, pendelnd zwischen Euphorie und Verzweiflung. Mit seiner Oper „Manon Lescaut“ gelang Giacomo Puccini 1893 auch international der langersehnte, große Durchbruch. Vom 29. März, ab 12 Uhr, bis 30. März, um 12 Uhr, streamt die Staatsoper Berlin ihre „Manon“-Inszenierung.

Musik im Blut

Die Uraufführung der dritten Oper Puccinis fand im Teatro Regio in Turin statt. Ebenfalls in diesem Theater wurde am 1. Februar 1896 die Oper „La Bohème“ uraufgeführt, Dirigent war Arturo Toscanini. Puccini stammt aus einer Musikerfamilie. Sein Vater Michele war Leiter der Stadtkapelle von Lucca, Organist am Dom und Komponist von Opern und Messen, sein Großvater Domenico war ebenfalls ein Komponist von Orchesterwerken und Klavierstücken, und schon sein Urgroßvater Giacomo Puccini war Komponist und Organist.

Wegweisender Opernbesuch

Im Jahre 1876 schrieb der damals 17-jährige Giacomo Puccini ein symphonisches Präludium. Er besuchte in Pisa eine Aufführung der Verdi-Oper „Aida“, die ihn stark beeindruckte. Im Herbst 1880 ging er nach Mailand, wo er sich dank eines Stipendiums am dortigen Konservatorium einschreiben konnte. Sein Lehrer war Amilcare Ponchielli. Puccinis Prüfungsarbeit 1883 war das „Capriccio Sinfonico“, aus dem er später Teile für den Beginn von „La Bohème“ verwendete.

Zwölf Opern in 40 Jahren

Das künstlerische Schaffen Giacomo Puccinis erstreckte sich von 1884 bis 1924. In diesen 40 Jahren entstanden zwölf Opern. Die geringe Anzahl an Werken liegt im frühen Erfolg Puccinis begründet, der ihm zu Wohlstand verhalf. So konnte der Komponist seinen Vorlieben für Reisen und schnelle Autos ausführlich nachgehen. Auch legte Puccini generell eine langsame, aber gründliche Arbeitsweise an den Tag.

Datum

Titel

30. März

Die Zarenbraut
Diese Braut wird wenig beachtet. Obwohl sie die Auserwählte eines Zaren ist. Aber so wie Nikolai Rimsky-Korsakow „Die Zarenbraut“ als ziemlich wüste Geschichte aus dem zaristischen Russland in Szene gesetzt und 1898 vertont hat, ist das auch nicht verwunderlich. Dabei hielt sie der Komponist für die beste seiner 15 Opern. Vielumjubelte Inszenierung von 2013.

31. März Der Nussknacker
Ein Klassiker der eher tänzerischen Art ist „Der Nussknacker“. Ein Ballett-Feerie in zwei Akten und vier Szenen mit Prolog nach der Erzählung von E. T. A. Hoffmann und mit der Musik von Tschaikowsky. Medvedev und Burlaka, zwei russische Choreografen und Kenner der Tradition, haben für das Staatsballett eine Fassung geschaffen, die auf dem Original von 1892 beruht.
1. April Il Trovatore
Zwar erntete die recht unglaubwürdige Handlung der Oper wohl nicht zu Unrecht immer wieder Anlass für Kritik, doch boten die von Gräueltaten, Rachegelüsten, Wahn, Eifersucht, Liebe, Verzweiflung und Hass geprägten Szenen Giuseppe Verdi Anlass zur Komposition äußerst ausdrucksstarker Melodien, emotionsgeladener Arien und effektvoller Chöre. Ein packendes Sängerfest.
2. April Schwanensee
Die weißen Schwäne und ihre zerbrechliche Königin Odette, die mit ihrem ätherischen Zauber den unglücklichen Prinzen betört, oder die festlichen Ballszenen, in denen ein ganzer Hofstaat wie im Rausch der verführerischen Odile verfällt, all das gehört zum Mythos „Schwanensee“. Tschaikowskys unverwechselbare Komposition mit der Staatskapelle unter Daniel Barenboim.
3. April Le nozze di Figaro
Figaro, der einstige „Barbier von Sevilla“, ist jetzt Kammerdiener des Grafen Almaviva. Diese Anstellung hat es mit sich gebracht, dass er mit der Kammerzofe der Gräfin, der schönen Susanna, bekannt wurde. Sie haben sich ineinander verliebt und wollen nun heiraten. Schon die Zeitgenossen empfanden Mozarts „Figaro“ als Musterbeispiel einer musikalischen Komödie
4. April Johannes Brahms Sinfonien 1 – 4
Von Hause aus war Brahms nicht unbedingt ein Sinfoniker. Lange hat er um diese Kunstform ringen müssen, ehe er mit einer großen Orchesterpartitur an die Öffentlichkeit trat. Zwischen den mittleren 1870er- und mittleren 1880er-Jahren entstanden dann vier Sinfonien, mit denen er die Musikgeschichte der klassisch-romantischen Zeit wesentlich bereicherte.

Datum: 28. März 2020 Text: Manfred Wolf Bild: Matthias Baus