Partymacher, Stadtplaner, Architekten, Publizisten und Politiker diskutierten
Auf dem Gelände des ehemaligen Reichsbahnausbesserungswerks in Friedrichshain, dem RAW-Gelände, manifestiert sich wie an nur wenigen anderen Orten in der Innenstadt der Konflikt zwischen Kultur und Kommerz. Aus einer über drei Jahrzehnte wild gewucherten und baulich teils ruinenartigen und oft provisorischen Mischung aus Clubs, Bars und Konzerthallen, aus Galerien, Werkstätten und allerlei sonstigen soziokulturellen Einrichtungen soll mit privatem Geld ein neues Stadtquartier werden. Unter dem Motto „Stadt essen Kultur auf“ versuchte sich ein mit Partymachern, Stadtplanern, Architekten, Publizisten und Politikern hochkarätig besetzter Workshop unter Anleitung von Berlins früherem Kulturstaatssekretär Tim Renner zwei Tage lang an der vermeintlichen Quadratur des Kreises.
Welten vereinen
Wie kann ein Quartier geschaffen werden, das Kultur und Kommerz nicht nur verbindet, sondern diese beiden sich so oft ausschließenden Welten miteinander vereint, vielleicht sogar versöhnt? Für das RAW-Gelände ist Lauritz Kurth eine der wichtigsten Personen. Seiner Familie gehört der westliche Teil des Geländes, der von der stark frequentierten Warschauer auf der einen und den Kneipen, Bars, Restaurants und Imbissen an der Revaler Straße auf der anderen Seite eingeschlossen wird: 52.000 Quadratmeter gehören der Kurth-Gruppe, die restlichen 19.000 Quadratmeter teilen sich zwei weitere Immobilienfirmen.
Offener Ort für alle
Bei dem Workshop hob Baustadtrat Florian Schmidt (Die Grünen) noch einmal hervor, worum es ihm beim RAW-Gelände gehe: Das Gesamtquartier werde viele Arbeitsplätze schaffen und solle gleichzeitig ein offener Ort für alle sein, selbst wenn es ein privates Quartier ist. Der aufgestellte Bebauungsplan sieht ein Hochhaus an der Warschauer Straße vor, dessen Höhe noch nicht feststeht und für das erst Baurecht besteht, wenn der Bebauungsplan festgesetzt wird. Mindestens zehn Prozent der Nutzfläche solle für soziokulturelle Einrichtungen erhalten werden und mehrere Gastronomen haben erklärt, auf dem Gelände bleiben zu wollen, auch wenn sie umziehen müssten.
Dieser Beitrag entstand mit Unterstützung der Berliner Zeitung
Datum: 28. Februar 2020, Text: red, Bild: imago images/pop eye