Toddler sitting on lap of pediatrician, wearing protective mask model released Symbolfoto property released PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxHUNxONLY MFF04476

Auch fehlende Praxisräume sind besonder in Hohenschönhausen ein Problem.

In Lichtenberg und in Hohenschönhausen fehlt es an Haus-, Haut- und insbesondere Kinderärzten. Der Mangel macht sich inzwischen deutlich bemerkbar: Die Beschwerden beim Bezirksamt häufen sich und die hier praktizierenden Ärzte müssen tatsächlich aus Überlastungsgründen neue Patienten abweisen. Besonders dramatisch ist die Situation in Neu-Hohenschönhausen. Hier gehen viele Ärzte in den Ruhestand und oftmals werden keine Nachfolger für die geschlossenen Praxen gefunden. „Aktuell haben wir hier im gesamten Gebiet mit Dr. Lüder nur noch einen einzigen Kinderarzt“, erklärt auch der in diesem Bezirksteil tätige CDU-Abgeordnete Danny Freymark.

Steffen Lüder ist mit Arbeit derzeit reichlich eingedeckt: Bis zu 1.600 Kinder versorgt der Kinderarzt in seiner Praxis pro Monat. Ein Aufwand, der sich für den Arzt gar nicht rechnet – bekommt er doch quartalsweise nur ein individuelles Regelleistungsvolumen zugewiesen, in dem festgelegt wird, wie viele Behandlungen zu hundert Prozent über die Kassen abgerechnet werden können. Über diese festgelegte Fallzahl hinaus wird die erbrachte Versorgung nur mit rund zehn bis 15 Prozent der Regelleistung vergütet.

Bessere Verteilung

„Wir müssen die Bedarfsplanung für das gesamte Berliner Stadtgebiet so anpassen, dass auch regionale Schwerpunkte bei den Arztsitzen gelegt werden können“, lautet Freymarks Vorschlag um die Arztverteilung im Stadtgebiet gerechter zu gestalten. Die freie Wahl des Arztsitzes führte bislang dazu, dass die meisten Mediziner eher einen Standort in der City suchten. Dieses Verteilungsproblem kennt auch die Kassenärztliche Vereinigung in Berlin. Aktuell empfiehlt deren Stellvertretender Vorsitzender, Dr. Burkhard Ruppert, die Nutzung der Hotline 116 177, um Ärzte mit freien Terminen stadtweit zu erreichen.

Bessere Bedingungen schaffen

Um Anreize für Niederlassungen in den unterversorgten Gebieten zu schaffen, schlägt Freymark Maßnahmen wie zum Beispiel Mietfreiheit in geeigneten Objekten vor. Einen Vorschlag, den auch Ruppert begrüßet: „In Lichtenberg selbst ist es für Ärzte sehr schwierig, passende Praxisräume zu finden“, erläutert dieser und fordert zudem dazu auf, Meldungen zu passenden Räumen der Kassenärztliche Vereinigung zukommen zu lassen. Die aktuelle Verteilungsmisere verschärft sich zudem, weil es im gesamten Stadtgebiet ohnehin an nachrückenden Medizinern in den Arztpraxen mangele. Obwohl pro Jahr 630 Ärzte ausgebildet in Berlin ausgebildet werden, konnte in den vergangenen Jahren tatsächlich noch nicht einmal jeder zweite ausgeschriebene Arztsitz besetzt werden. Im Jahr 2018 fanden sich nur für 13 von 30 freien Praxen ein Nachfolger.

Hilfreich für Gebiete wie Neu-Hohenschönhausen sei jetzt vor allem die Reform der Kassenärztlichen Vereinigung, mit der die Bedarfspläne für die Niederlassung zusätzlicher Arztpraxen angepasst wird. Das Verhältnis von Einwohnerzahl pro versorgendem Arzt wird dabei nicht nur berlinweit sondern auch im bezirklichen Maßstab betrachtet: Alter der Einwohner, das Geschlecht sowie die Zahl der dokumentierten Krankheiten nach Alter und Geschlecht werden jetzt in den Planungen berücksichtigt.

Die resultierende „regionale Verhältniszahl“ soll dann angeben, ob in einem Planungsbereich mehr oder weniger Ärzte benötigt werden. So werden insbesondere in Lichtenberg und Neukölln bevorzugt noch mehr Arztsitze geschaffen. „Schwerpunkt unserer Suche sollten dabei Hausärzte sein. Aber auch Kinderärzte sollen so gewonnen werden“, so Freymark, der mit Erleichterung bilanziert, dass die Probleme in der Arztversorgung nach vielen Gesprächen erkannt worden seien und auf allen Ebenen Maßnahmen eingeleitet würden, um wieder mehr Ärzte auch in den Berliner Nord-Ost-Bezirk holen zu können.

13. Fenruar 2020, Text: Stefan Bartylla, Bild: imago images / Westend61